"Welcome To My ... Favourite Darkness" - Zwei Mega-Alben feiern runden Geburstag

Die Erinnerungen sind noch so frisch, als wäre es gerade gestern gewesen. Doch unser erstes Geburtstagskind erschien vor gnadenlosen 30 Jahren!

Was war das damals für eine Überraschung? Nachdem so ziemlich alle Welt ein Album im angesagten Techno-Gewand, oder mindestens im Retro-Depeche-Mode-Sound erwartet hatte (was anscheinend bis heute anhält), belehrten uns die Jungs eines Besseren. Und nicht nur das!

Mangels offizieller Fanclubkontakte erwischte uns als Erstes der neue Look ziemlich kalt. Ich glaube, es war in unserer damaligen Lieblingsfernsehsendung „Formel Eins“, wo ein spindeldürrer, ziegenbärtiger, einen komischen gestreiften Anzug tragender, langhaariger Typ behauptete, David Gahan zu sein. Zumindest sahen die restlichen drei noch etwa so aus, wie wir sie kannten. Er musste es dann wohl doch sein, irgendwie.
 
Und dann dieser Sound? Noch einen Zacken düsterrockiger als „Personal Jesus“ fiepte uns das Zahnarztbohrer-meets-Staubsauger-Intro der Vorabsingle „I Feel You“ um die Ohren. Wow! Depeche Mode als die neuen Götter des Grunge? Angetreten, um es allen zu zeigen? Nun anscheinend selbst ihren hartgesottendsten Fans? 
 
 
Das Album wurde natürlich sofort am Erscheinungstag gekauft. Mussten wir bei der „Violator“ noch umständlich in den "Intershop" laufen, war es das erste Depeche-Mode-Album was wir vom frisch eröffneten Nachwende-Plattenladen unseres Vertrauens direkt nach Hause tragen konnten. Der Eine oder Andere auf Höhe der Zeit holte sich sogar schon die quadratisch-praktische CD, bei der sich die besten Booklet-Fotos gar unter dem Tray versteckten. Sah man sie doch nur durch das kleine Mittelloch hindurchlugen, diese Schlawiner. Warten ging nicht - vor die Anlage gehockt und los!
 
Für seine Ungeduld wurde man umgehend fürstlich belohnt:
Grungige Gitarren. Bombastischer Pop. Gospel (ist das wirklich Dave, der da singt?)! Dudelsack und Streicher? Hä, klassischer Hardrock? Und noch mehr Gospel!!
Die Texte wurden natürlich sofort mitgelesen und auswendig gelernt, und das nicht nur, weil man wissen wollte, was es mit dem ellenlangen orthodoxen Albumtitel auf sich hat: Schuld und Sühne, Sex und Religion, Dunkelheit und Hoffnung! Was für Themen! Was für ein Ding?!
 
Vollkommen anders als das chirurgisch-präzise „Violator“ klang die von uns liebevoll "SOFAD" abgekürzte Scheibe irgendwie gar nicht nach Depeche Mode, und trotzdem doch genau so. Und "so fad" war sie auch gar nicht. Verkehrte Welt herrschte ja schon ab dem Albumtitel. Verwirrte die eher freundlich tönende "Violator" mit ihrem recht gewalttätigen "Heavy Metal"-Titel die unbescholtenen Käufer, sollte es hier genau andersherum sein. Die Verheißung von Glaube, Liebe und Hingabe beschrieb einen Mix an dräuenden dunklen Songs.
 
Eine musikalische Entwicklung, die angesichts der internen Spannungen wohl so passieren musste. Auf alle Fälle wollten sie wohl selbst etliches Festgefahrenes ändern und ihren eigenen musikalischen Einflüssen mehr Raum geben. Daraus entstand ein großer Batzen vertonte Tiefgründigkeit des Seins, über Kirche und Gott, menschliche Abgründe und Leid, und doch voller Liebe, voller Hingabe und eigentlich auch voller Leben, wenn auch erheblich auf Messers Schneide, wie man nur ein paar Monate später feststellen musste. 
 
Ein soundtechnisch homogenes Werk mit einer überwiegend herausragenden Songqualität, auch wenn man sich das eine oder andere Liedchen in den letzten 30 Jahren etwas überhört hat, und dessen etwas ausufernde und zu zwiebelhaften Schichten aufgetürmte Opulenz heutzutage auch nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt. Rockmusik, die die poppigen und auch irgendwie popeligen 80er-Jahre damals weit hinter sich ließ und gegen alle Erwartungen antrat, die damals an die Band gestellt wurden. 
 
Martin ist bis heute schlau genug, auf derartige Erwartungen zu pfeifen. Seine größten Hits hatte er auch damals bereits schon geschrieben. "Songs Of Faith And Devotion" war ein weiterer Fingerzeig der steten und konstanten Weiterentwicklung unter Zuhilfenahme eigener musikalischer Ideengeber zum Ausbau der Marke Depeche Mode. Nah genug an Zeitgeist und Hörgewohnheiten der Fans, um auch noch den einen oder anderen Hit zu landen, und trotzdem weit genug weg, um endlich als seriöse Rockband wahrgenommen zu werden. Unique as they were. Gospel, Blues und Glamrock an einem Stück, dazu die endgültige Religiösierung der Band, und das ab hier nicht nur thematisch durch Song- oder Plattentitel. Besonders die Fans übertreiben es seither schon arg mit ihrer ikonischen Verklärung und Heiligsprechung. Ab da waren wir alle Devotees, moved by a higher love!


Grunge und Techno waren damals der Sound der Stunde, aber "Death's Door" öffnete 1991 der Band die weite Tür zum Thema Glaube, Liebe und Tod, erstmals als Thema einer ganzen noch kommenden Platte. Im Soundtrack zu "Bis ans Ende der Welt" vom filmmusikalisch enorm bewanderten Wim Wenders, gab es mit "Death's Door" ein erstes Lebenszeichen nach dem Ende der "World Violation Tour". Getragen geschmackvoll im Pianogewand. Martin in Höchstform. Dave hatte angeblich keine Zeit gehabt, den wunderschönen Track einzusingen. Der etwas zu lange und leicht nervige Jazz-Mix folgte erst ein Jahr später mit dem BONG-Magazin. Bis dahin war der Song perfekt.
 
Daves Connection in Los Angeles tat ihr übriges. Janes Addiction und die Screaming Trees. Der erleuchtete Rocker Dave öffnete seinen britischen Arts-College-Geist für kantige Gitarren und horizonterweiternde Drogen, umgab sich mit Typen, ließ sich von seiner Jugendfreundin Joanne scheiden, heiratete die dann schon nicht mehr blonde Pressebeauty mit den zerfetzten Jeans aus "101", zündete Kerzen an, malte Katzen. In Öl. Die drei anderen waren irgendwie reichlich desillusioniert. Satt, matt und antriebslos tat dies den internen Spannungen in der Band nicht unbedingt gut. Und trotzdem konnte daraus dieses musikalisch recht bombastische, komplexe und einheitliche Werk wachsen.

Bereits mit "Violator" hatte Martin bewiesen, lyrisch den grau-schwarzen Städten, in den man Lederboots trägt, weit entwachsen zu sein. Keine Selbstzweifel mehr, über Dinge, die andere hinter seinem Rücken über ihn sagten oder das verklärte Hineinversetzen in ein 15-jähriges Projektions-Ich. Allein der Titel der Platte spart nicht mit religiösen Superlativen und die Songtitel suhlen sich in weltumspannenden Gefühlslagen: Ich fühle dich, Verdammnis, Barmherzigkeit in dir, Judas, Höhere Liebe. Das Leben ist zu kurz!
 
"I Feel You" war nach 11 Jahren die erste Single Personalpronomen im Titel, dieses Mal sogar zwei. Damit schließt sie nahezu automatisch das Kapitel bzw. die Phase unpersonifizierter Coolness. Ab jetzt wird's persönlich. Nachdem auf den vorhergehenden Platten ausgiebig Alkohol und seichte Drogen besungen wurden, gehts hier lyisch an die großen Dinger, Gefühle! Ja man möchste sogar sagen, die Seele. Und um Substanz. Genauer, Substanzen!
 
"I Feel You" passt textlich perfekt als Schwanengesang auf eine Heroin-Addiction, ist the morning and dawning einer langanhaltenden Liebe, die einen durch Verderben hindurch bis in den Sündenpfuhl Babylon führt. Um sich sogleich danach für alles zu rechtfertigen, indem man sich selbst ertsmal diese Schuhe anziehen, in diese Fußstapfen treten sollte, um darüber nachzudenken, warum man tut was man tut. Es wird nur leider nicht aufgelöst. 
 
 
Im Gegenteil. Nach den Gedankenspielen in "Walking In My Shoes" folgt die kollektive Verdammnis. Für seine Ehrlichkeit und Gefallsucht und falschen Egoismus, Leiden mit Stolz ("Condemnation"). Es folgt die Freude an repetitiver Sucht und des sich-immer-darauf-verlassen-könnens ("Mercy In You"). Danach ergeht sich Martin in "Judas" in den Hinweis, dass bei Entsagung Vergebung und Liebe droht.
 
 
Ab hier wendet sich dann zunächst das Blatt (und auch die Platte): "In Your Room" steht die Zeit still, man folgt bedingungslos einer nicht näher beschriebenen Dunkelheit. Diese beschreibt wohl einen kalten Entzug. "Get Right With Me" reflektiert danach über das Vergangene, man hat endlich den Weg zurück gefunden, denn das Leben ist zu kurz!
 
Aber dann! Der lyrische Protagonist kann es kaum erwarten, sich in "Rush" für diese eine Sache zu sputen. Auf Knien wird in "One Caress" gebeten, nur einmal noch kosten zu dürfen, um danach in ewige Dunkelheit geführt zu werden. Am Ende steht "Higher Love" als eine einzige Liebeserklärung und völlige Hingabe an das richtig harte Zeug. Damals passte irgendwie einfach alles zusammen. Und wir sprechen noch nicht mal von der dazugehörigen Tour. 
 
Bedeutungsschwer, lyrisch meisterhaft. Ein klanglich zu Türmen geschichtetes Hexerkomplott zusammengebraut von Flood, Alan und den Jungs, und mit der Albumversion von "In Your Room" wohl einem der besten Songs, die Depeche Mode jemals geschrieben haben.
 
 
Natürlich dürft ihr aus dem Texten das heraushören, was ihr heraushören wollt. Die Interpretation einer Sucht macht aus meiner Sicht Sinn und unterstreicht den von mir bereits länger kolportierten Ansatz, Depeche Mode machten durchaus Konzeptalben.
 
Und doch ist "Songs Of Faith And Devotion" trotz der Schwere der Kost auch nebenbei unsere ganz persönliche Coming-Of-Age Geschichte. Als wir den Kinderschuhen entwuchsen, aber im Leben noch nicht so richtig angekommen waren, gab uns dieser wohlklingende runde Freund Tag und Nacht Halt und Orientierung. Er war Lebenshilfe in Musik und gegenüber den vielen neuen Einflüssen, die man durch sie erlebte.  

Freunde, Reisen, Konzerte. Von allem. Die Besten. Die Welt lag uns zu Füßen.
 
Nach diesen unfassbaren 30 Jahren ist uns "Songs Of Faith And Devotion" zwar immer noch ein ziemlich guter Freund. Einer, den man aber nicht mehr ganz so oft und auch nur noch hin und wieder trifft. Ein Freund mit dem man sich vor 30 Jahren exzellent verstanden und jede Menge Zeit zusammen verbracht hat. Ein Freund, bei dem man sich wirklich freut, wenn man ihm begegnet, um danach wieder glücklich zurück zu seinen Liebsten zu gehen, nämlich den ganzen anderen supergeilen Depeche Mode Platten. 
 
Vorallem dieser hier, "Delta Machine":
 
 
Auf den Tag genau 20 Jahre liegen zwischen diesen beiden Alben. Alltag und Kinder sowie die allgegenwärtige Verfügbarkeit von allem, machen das Erscheinen eines neuen Depeche Mode Albums mittlerweile schon lange nicht mehr zum Event, auch wenn es die Herren mit der aufgebauschten Kampagne um "Memento Mori" gerade wieder arg versuchen. 
 
Wer keinen Bock hat, zum Plattenladen zu laufen, zieht sich das Ding anno 2013 eben flugs aus dem Internet. Kein aufregendes Happening, wie 1993, kein stundenlanges Drehen und Wenden der großen schwarzen Platikscheibe oder der künstlerisch stets hoch anspruchsvoll designten Hüllen, kein anstrengedes Mitlesen von Martins (und mittlerweile natürlich auch Daves) bedeutungsschweren Texten auf der meist viel zu klein bedruckten CD-Hülle. Die Sehkraft lässt nach.
 
"Songs Of Faith And Devotion" mit "Delta Machine" zu vergleichen, ist obsolet. Dazwischen liegen 20 Jahre technische und persönliche Entwicklung, Alkoholismus und Nahtoderfahrung, dazu ein komplett anderer Musikmarkt. 2013 ist nicht mehr nur die musikalische Qualität ausschlaggebend für einen Hit, sondern eher ein Name den man kennt. Depeche Mode bieten bestenfalls beides. Die Band hat immer versucht, am Puls der Zeit zu bleiben, sich nicht zu wiederholen und immer nach vorn zu Blicken. 

Depeche Modes Weiterentwicklung ist spätestens seit "Exciter" für viele schwer zu begreifen, die Depeche Mode immer noch als Synthi-Pop-Band (seit 1982 nicht mehr!), als 80er-Jahre-Band (seit 1986 nicht mehr!), oder als Ohne-Alan-Ist-Alles-Scheiße-Band (seit 1995 noch nie gewesen!) sehen. Man muss den Weg der Band ja auch nicht teilen. Sei es aus persönlichen Gründen, oder aus geschmacklichen. In 20 Jahren hat man andere (oder doch immer dieselben?) musikalische Einflüssen in sein Leben gelassen, kann die Finger trotzdem nicht ganz vom Mythos Depeche Mode lassen. 
 
Es wurde damals in Fankreisen schon langsam üblich, immer ein kleines Bisschen auf den "guten alten Zeiten" herumzureiten. Ein Phänomen, was bei so ziemlich allen älteren Bands auftritt, seien es die Stones, U2 oder (ausnahmsweise wohl zurecht auch) bei Coldplay. Früher waren sie angeblich alle besser. Oder war früher automatisch alles besser? Oder ist es nur ein Ausdruck von altersbedingtem Desinteresse? 
 
Dies alles machte Vielen damals die Rezeption von "Delta Machine" nicht einfacher. 1993 war die Band satt - 2013 waren es die Fans, irgendwie. Zumindest ein Teil davon. Kein Bock mehr auf neue Musik und schon gar nicht, wenn sie nicht poppig-flockig dahinplätschert. Quasi schon die fünfte Enttäuschung am Stück - WTF!!
 
Nun bringt diese Platte, genau wie so ziemlich alle ihre Vorgänger, ihre Bedienungsanleitung gleich mit. Anders, als bei "Some Great Reward", "Music For The Masses", "Playing The Angel" oder "Sounds Of The Universe" aufs Cover gedruckt, versteckt sie sich, ähnlich wie im einladenden "World In My Eyes" von "Violator", dieses Mal tief in der Bridge vom ersten Song: "Wenn du bei mir eine Zeit verweilst, dringe ich in deine Seele, sickere in deine Träume, bis du die Kontrolle verlierst..." Kurz: Lass dich auf mich ein und du wirst es nicht bereuen!

Delta Machine brilliert mit den komplexesten und tiefgründigsten Songs seit Langem. Leitendes Thema ist wohl der Blues, den man auf der Platte aber nicht unbedingt auf Anhieb heraushört. Allein der Name "Delta Machine" versucht die Brücke zu schlagen zwischen den hitzig-schwitzenden Themen und Tönen des Mississippi-Deltas und den pluckernden analogen Fieps-Maschinen Depeche Modes. Reduktion ist das Zauberwort. Willkommen in ihrer Welt! 
 
 
Nach der einladenden Bedienungsanleitung folgt das treibende "Angel", ist damit der rockigste Depeche Mode Song seit mindestens "Rush" und beeindruckt durch seine musikalischen Twists und seine Tempiwechsel. Der Liebesengel war bei den Jungs. Leave me here forever more! 
 
Und er kam geradewegs aus dem "Heaven", wo dieser wunderschöne Song für Dave ein Grund war, weiter Musik machen zu wollen, auch wenn er gesundheitlich zwischendurch ganz schön die Nase voll gehabt hatte. Mittlerweile ist es zwar bei jeder Vorab-Single üblich, dass sie Dave "zurück ans Mikro" bringt, aber jetzt ist er endlich wieder in der Lage, to guide the Depeche-Mode-Fan-herd to heaven. Sein Gesang hier brillant.

"My Little Universe" klingt wie ein uraltes Computerspiel aus der Zeit, als diese noch Telespiel hießen, und entführt uns so soundtechnisch in die kleine Welt eines dementsprechenden Nerds, steht lyrisch aber stellvertretend für die Glücklichkeit der Zurückgezogenen dieser Welt. Ein Song, der früher wohl von Martin allein gesungen worden wäre, nun ist es eher ein famoses Duett.
 
"Slow" ist oberflächlich betrachtet ein wohl nicht ganz ernst gemeinter Altherrenwitz, angeblich ist es (so die Legende!) aus Zeiten von "Songs Of Faith And Devotion" übrig geblieben. Unter der schlüpfrigen Oberfläche geht es um den entschleunigten Genuss eigener Gefühle. Wenn man das Schreibverhalten Martins kennt, scheint die Legende auch wirklich nur eine Legende zu sein, um nicht allzu boomermäßig als Schwerenöter rüberzukommen. Martin hatte früher nie irgendwelche Songs übrig. Daryl behauptet aber 2006 schon mal das Gegenteil und benannte auch explizit einen übrig gebliebenen Titel von 1993 als "Slow". Vielleicht ist dieses Lied alsor auch wieder nur das Produkt einer der beliebten bandinternen Jokes, die sich über die Jahre verselbständigt haben?
 
Das von Dave geschriebene "Broken" knüpft nahtlos an das melodiöse Frühwerk der Jungs an. Waren sie einst auf "Playing The Angel" und "Sounds Of The Universe" noch die Nervsongs schlechthin, vermag man dieses mal Daves Kompositionen kaum von denen Martins zu unterscheiden. Das folgende "The Child Inside" beschreibt die Zusammenfassung eines entglittenen Erwachsenwerdens.
"Soft Touch/Raw Nerve" ist der erste Martin-Song, der wie ein Dave-Song klingt und mit dem Slash im Titel auch so aussieht. Gesanglich etwas gewagter und experimenteller, wird Meister Dave bei seinem eigenen "Should Be Higher" um danach mit Martins "Alone" das Thema Abhängigkeiten hörbar einige Oktaven tiefer zu intonieren. 
 
 
 

"Soothe My Soul" gibt die Stalkerhymne, die auch von allzu aufdringlichen Fans handeln könnte, und "Goodbye" zitiert den seligen Zustand, nicht mehr auf der Suche sein zu müssen, weder nach Drogen, noch nach einer Beziehung oder sonstwas.

In der videounterstützten Livepräsentation zum bluesigen "Goodbye", huldigen sie zum Abschluss des Hauptsets der "Delta Machine Tour" ihren eigenen Helden. Trugen doch vorallem die Bluesmusiker früher derartige Hüte, so beschreiben diese dieses Mal genau die Personen, die die Jungs selbst verehren. So, wie es schon in der Projektion zu "Walking In My Shoes" auf der "The Singles Tour 86-98" mit den ganzen Verkleidungen der Fall war. 
 
Als erstes sehen wir Dave mit einem Stetson Platz nehmen. Einen solchen Hut trägt beispielsweise ein John Lee Hooker, sogar als er von Corbijn abgelichtet wurde. Es folgt der federngeschmückte Zylinder eines Keith Richards, ebenfalls aus einer früheren Session mit Anton. Danach wandert ein Fedora-Hut, wie ihn meist Robert Johnson trug, über die Köpfe, mit dem aber auch ein David Bowie schon auf Fotos von Corbijn zu sehen war. Den abschließenden hellen Bowler trug unter anderem gern ein Son House, von dem man beispielsweise die Urversion von "John The Revelator" kennt, und für alle vier Hutmodelle finden sich dann auch noch etliche Corbijnsche Fotos mit keinem Geringeren als Tom Waits.


Die Veröffentlichung von "Delta Machine" wurde von einer Studiosession gefeatured, die man exklusiv auf dem YouTube-Kanal der Jungs sehen kann. Hier schält sich die Substanz aus den Songs. Ganz großes Kino! Leider sind diese Werke nie auf einem Tonträger erschienen. Dafür wurden pünktlich zum 10. Geburtstag der "Delta Machine" auf YouTube just die damaligen Demos geleakt.





Depeche Mode funktionieren hier exzellent als Liveband. Auf "Delta Machine" sind sie ebenso eine ausgezeichnete Albumband und sehen dies als konzenptionelles Gesamtkunstwerk. Der Blues in der "Delta Machine" versteckt sich eher in den teilweise anzüglichen, Geschichten erzählenden und lebensbejahenden Texten, sowie des dem Blues eigenen Minimalismus. 
 
Es lohnt sich immer, ein Depeche Mode Album nicht in einzelne Singles zu sezieren, sondern die Platte stets als Ganzes zu hören. Die Herren erfreuen uns jedes Mal auf Neue mit noch nicht gehörten Sounds und wissen immer, uns zu beeindrucken. Auch beim 20. Durchlauf entdeckt man etwas Neues. Was würden wir nur ohne sie machen?
 
Und genau deshalb freuen wir uns auch schon wie Bolle auf übermorgen... 
(stx)

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