"Let Me Take You On A Trip..." - auf den Spuren unserer Depeche Mode Pilgerkarte (Teil 2: Schweiz)

Eine konkrete Verbidung von Depeche Mode zur Schweiz fällt einem nicht unbedingt sofort ein. Vielleicht käme man auf die Idee, dass die Jungs hier einen Teil ihrer dicken Bankkonten verwalten lassen. Möglicherweise kommt einem dazu noch der ehemalige deutschsprachige Fanclub in den Sinn, oder eine Reihe legendärer Bootlegs, wie Basel 1984 oder Zürich 1993. 

Trotzdem spielt die Schweiz im Wirken Depeche Modes hin und wieder eine Rolle. Mit unserem Titelbild wollen wir für euch schon mal die richtige Fährte auslegen.

Selbst die Familienmitglieder der Depeche Mode Jungs scheinen sich gern in der Schweiz aufzuhalten. Auf der "Memento Mori Tour" postete Martins Frau Kerrilee ein Bild, wie sie mit Martin, seinem Security Michael und den beiden jüngsten Kindern durch die City von Bern flaniert. 

Auch Grainne Fletcher teilte zu der Zeit einige Schnappschüsse vom Sommerrodelbahnfahren auf dem Gurten oder Sohn Joseph am Ufer der Aare. Beide Frauen sind diesbezüglich ja relativ offen bei Instagram unterwegs, und ein tolles Stückchen Land ist die Schweiz allemal.

Ein erstes Mal wörtlich benannt, ist die Schweiz bei Depeche Mode auf dem Cover der "Strange Too"-Videosammlung von 1990. Teile des "Enjoy The Silence"-Videos wurden hier gedreht. Dave behauptete damals zwar, man wäre mit dem Hubschrauber in die französischen Alpen geflogen. Möglicherweise lag das aber daran, dass sie in Frankreich im Hotel gewohnt haben. Wer weiß? 

Jedenfalls ist es uns nach ewigem Suchen und Recherchieren mit Hilfe einiger bergsteigender Freunde in der Facebookgruppe gelungen, die im Video zu sehenden Berge explizit zu benennen, und damit den Ort der Aufnahme grob zu lokalisieren. 

Wie es aussieht, sollte man beim Besuch dieser Gipfel aber doch eher ein geübter und schneeerprobter Bergbauer sein, wenn man nicht gerade über einen Heli verfügt.

Anhand der Lage dieser Gipfel konnten wir nun herausfinden, dass das Video in der südlichen Schweiz gedreht wurde, und zwar auf einem imposant hohen Bergrücken zwischen Interlaken und Visp. Das Plateau befindet sich in der Nähe der sogenannten Mutthornhütte und man sieht, dass hier mit großer Brennweite gearbeitet wurde. Unser Blick richtet sich ab Minute 3:27 des Videos auf das ein ganzes Stück entfernte Balmhorn.

Für die unmittelbar darauffolgende Aufnahme mit der beeindruckenden Rundumsicht, wäre das leicht südöstlich gelegene Gletscherhorn, der Äbeni Flue oder das Mittaghorn denkbar. Diese Berge haben ein schön nach Süden ausgerichtetes Plateau für mögliche Hubschrauberlandungen und sind entsprechend hoch, um uns einen atemberaubenden Blick bis hin zum Dent Blanche und zum im Video kaum wahrnehmbaren Matterhorn zu ermöglichen.

Gedreht wurde wahrscheinlich an beiden Orten. Leider ist es uns bei unserem kurzen Schweiz-Trip nicht gelungen, das vor Ort gegenzuchecken, obwohl dies von unserem Domizil nicht allzuweit weg war. Für eine solche Aussicht ist es besonders wichtig, da oben auch ein bisschen Glück mit dem Wetter zu haben.

Gegengechecken konnten wir aber umso mehr, was uns beim Thema Schweiz und Depeche Mode sofort in Erinnerung gerufen wird, nämlich das uns seit über 40 Jahren beeindruckende Covermotiv der "Construction Time Again". 

Unzweifelhaft zu erkennen ist der "Berg der Berge", der das Cover ziert, das Matterhorn. Legendär verfilmt im Jahre 1937 durch Louis Trenker im genredefinierenden Klassiker "Der Berg Ruft!", legendär auch als Formgeber für lecker "Toblerone". Er ist quasi das Wahrzeichen der Schweiz. 

Womöglich noch legendärer ist in diesem Zusammenhang die Geschichte von Fotograf Brian Griffin und seinem Kumpel, dem Marinesoldaten mit dem Vorschlaghammer, dieses Foto zu machen. Nachzuhören bei Depeche Mode Fanboy und YouTuber Vaughn George, der Fotograf Brian Griffin dazu vor einigen Jahren interviewt hat.  

Auf der Rückseite der "Construction Time Again" finden wir noch weitere Shots von diesem riesigen, beeindruckenden Steinhaufen. Genauso ziert dieser auch die "Love In Itself "-Single, oder wir finden noch etliche Einstellungen und Schnappschüsse in Brian Griffins fotografischem Nachlass. Dabei erinnern wir uns an seine Bücher "POP" oder das erst letztes Jahr erschienene "MODE", in das leider einige Bilder seitenverkehrt hineingelangt sind. Schade, dass er es nicht mehr selbst korrigieren kann.

Im Zuge unserer Pilgerkartenrecherche haben wir uns natürlich höchst selbst auf den Weg zum "Berg der Berge" gemacht. Mit ordentlicher Vorbereitung und unseren Nachforschungen vor Ort, fanden wir so heraus, dass Brian Griffin mit seinem Fotomodell und seiner Crew damals insgesamt drei Berge "bestiegen" hat. 

Gemüht hatten sie sich dazu allerdings nicht zu sehr. Zu allen drei Spots gelangt man bequem von Zermatt aus mit diversen Bergbahnen. Auf unserem obigen Titelbild, der Panoramakarte von Zermatt, haben wir versucht, euch dies kurz zu markieren. Darauf erkennt ihr auch die jeweiligen Bahnen, die ihr nehmen müsst, falls ihr mal selbst da hoch wollt. 

Als wir unsere Recherchen vor Ort anstellten, war die Bahn zum Schwarzsee saisonbedingt leider noch nicht in Betrieb, so dass wir leider keine Bilder an Ort und Stelle machen konnten. Dafür haben wir uns ausgiebig um die beiden anderen Spots bemüht.

Um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen, sind wir zunächst aber erstmal auf das "Sunnegga" gefahren. Von diesem sonnigen Eck aus, haten wir einen wundervollen Blick auf alle von uns akribisch vorbereiteten und im Vorfeld ins Auge gefassten Punkte, die wir noch näher begutachten wollten. 

Beginnen wir also mit dem bekannten LP-Cover: 

Innerhalb von einer dreiviertel Stunde gelangt man vom Bahnhof Zermatt aus mit der "Gornergratbahn" auf gleichnamigen Berg. Eine sehr empfehlenswerte und imposante Reise mit einer zahnradbetriebenen Eisenbahn. 

Bei entsprechendem Wetter erblickt man bereits im Ort und dann nochmal oberhalb der Baumgrenze das sonst etwas versteckt liegende, aber extrem beeinduckende Matterhorn. 

Die zahlreichen asiatischen Reisenden übertragen diesen Anblick gern direkt aus dem Zugfenster per Livestream zu ihren Familien, daher sollte man sich schon frühzeitig um einen Platz auf der richtigen Zugseite kümmern. 

Ist man dann oben auf dem Gornergrat angekommen, staunt man über das recht große Hotel mit den zwei Observatorien auf seinem Dach, was direkt oberhalb der Gornergrat-Bergstation liegt. Noch etwas weiter oberhalb dieser Bahnstation und dieses Hotels muss dann damals auch das Coverfoto geschossen worden sein. 

Vor Ort sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der schwindelfreie Marinesoldat eine der äußeren Klippen oberhalb des Gornergletschers erklomm, um für das Foto zu posieren. Etwas abenteurlicher stelle ich mir dann nur noch den Aufbau des Stativs und der Beleuchtungstechnik vor.

Auf unseren Bildern erkennt man sogar schön den sich ins Tale hinab ergießenden Gletscher. Hinweisen möchten wir euch aber besonders auf das kleine, eher versteckte Riffelhorn, hier markiert mit einem gelben Pfeil, was uns ein hilfreicher landschaftlicher Fixpunkt war und uns später nochmal bei der Session vom Schwarzsee begegnen wird. 

"Construction Time Again" - was für ein beeindruckendes Cover in einer noch beeindruckenderen Umgebung...

Weiter geht's mit der Single "Love In Itself":

Wie man auf diesem Cover unschwer erkennt, wurde das Matterhorn hier aus einer gänzlich veränderten Perspektive ins rechte Licht gerückt. Auffällig sind vorallem die seltsamen Strommasten, an denen unser Hammermann herumkrabbelt. Diese stehen dort fast auf jedem Berg, und man sieht sie sehr häufig, wenn man mit der Schwebebahn hinauf zum "Matterhorn Glacier Paradise", wie das "Kleine Matterhorn" für internationale Touristen heißt, unterwegs ist.

Die Aufnahme des Matterhorns erfolgte dieses Mal mehr aus südlicher Richtung, und wenn man sich Struktur und Winkel des Berges auf diesem Bild betrachtet und dabei noch die Masten bedenkt, erscheint uns ein Punkt knapp unterhalb des "Kleinen Matterhorns" am wahrscheinlichsten für die Aufnahme. 

Das "Kleine Matterhorn" ist wirklich ausgezeichnet mit mehreren Schwebebahnen und wenigen Umstiegen erreichbar. Da dort oben auf 3.883m Höhe ein Skigebiet liegt, kann man sich trotz der großen Höhe relativ frei bewegen. Wir waren hier leider etwas eingeschränkter, da in Richtung der Masten noch etwas zu viel Schnee lag, um dort hinunter zu laufen. Möglicherweise stand aber vor 40 Jahren noch ein weiteres Paar Masten näher am Gipfel. Dies lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren. 

Wir mussten uns daher mit dem umwerfenden Blick vom Aussichtsplateau des "Kleinen Matterhorns" trösten. Der Blick auf das "große" Matterhorn ist natürlich auch von hier oben einmalig, und wenn das Wetter mitspielt, kann man sogar bis hinüber zum Mont Blanc blicken.

Wie bereits erwähnt, blieb uns die Fahrt hinauf zum Schwarzsee leider verwehrt, da die Sommersaison noch nicht offiziell begonnen hatte. Für einen mehrstündigen Fußmarsch dort hinauf, war uns das Gebirge leider zu steil und die Luft zu dünn. Hier können wir euch lediglich mit ein paar Indizien auf den richtigen Pfad führen. Wer diese nachprüfen möchte, kann gern auch StreetView bemühen, oder einfach selber mal hinfahren.

Oben am Schwarzsee enstand das Foto auf der Rückseite der "Construction Time Again". Deutlich erkennbar ist die nahezu gerade auf uns zu verlaufende Flanke des Matterhorns. Auffällig auch der optisch recht große geratene Berg in der rechten Bildhälfte. Betrachtet man sich weitere Bilder aus dieser Fotoreihe, fällt einem auch erneut der nun etwas weiter entfernte Gornergletscher (die Schneezunge unterhalb der Markierung) und das uns schon bekannte Riffelhorn (gelbe Pfeile) auf. 

Der Schwarzsee ist in dieser touristisch wohlerschlossenen Gegend eigentlich eine Location, die bequem mit Seilbahn erreichbar ist und auf "halber Höhe" auch ein Hotel, zumindest aber eine Gaststätte bietet. Vielleicht klappts ja dann beim nächsten Mal, dort hoch zu kommen. 

Wir zeigen euch mit dem roten Pfeil nochmal den ungefähren Ort aus Sicht des Originalcovers, ihr findet ihn genau auf dem gegenüber liegenden Plateau.

Da unser Entdeckergeist danach immer noch nicht befriedigt war, machten wir uns auf ins nahe gelegene Montreux. 

Das Städtchen, dass nicht nur wegen des legendären Liedchens von "Deep Purple" über das abgebrannte Glücksspielhaus weltbekannte Berühmtheit erlangt hat.

Jedes Jahr findet hier das "Montreux Jazz Festival" statt, was in früheren Jahren stets von einem Schaulaufen der angesagtesten Hitparadenkünstler in Form einer fernsehtauglichen Playback-Show begleitet wurde. So ähnlich, wie wir das in Deutschland von "Peters Pop Show" kannten. 

 

Auch unsere Jungs waren damals dort. Im Mai 1987 präsentierten sie uns in Montreux ihre brandneue Single "Strangelove". 

In der Regel gehen solche Auftritte immer mit ein paar Promotionaktivitäten einher, so auch dieses Mal. Dave hat sich nach den Proben nochmal kurz umgezogen, die anderen hatten wohl etwas größeren Durst und blieben gleich in ihren Anziehsachen.


So enstanden also einige Fotos am Ufer des Genfer Sees. Relativ leicht herauszufinden war, in welcher Stadt diese Aufnahmen gemacht wurden. Schwerer war es dann, vor Ort den richtigen Spot zu finden. Dazu kam, dass bei unserem Besuch fast das gesamte Ufer einer Bühnenbaustelle für das bevorstende Jazz-Festival glich.

Irgendwo an dieser Promenade entstand dann auch eines unserer Allzeit-Lieblings-BRAVO-Poster, von dem ich bisher immer dachte, bei der zu sehenden Säule handle es sich um ein Tor von irgendeinem mondänen Nobelhotel. Mit diesem Gedanken begannen wir auch zunächst unsere örtliche Recherche.

Nachdem wir die gesamte Uferpromenade von Montreux abgelaufen waren, um den Spot für das obige Interviewfoto mit dem schönen Blick über den See zu finden, fiel uns an gleicher Stelle zufällig eine Säule ins Auge, die der von uns gesuchten recht ähnlich sah. Nur gehörte diese zu einem Brunnen! 

Eine nähere Inspektion brachte uns auch hier die ersehnte Klarheit, und wir konnten dieses Highlicht endlich in unserer Depeche Mode Pilgerkarte verewigen. 

Die Jungs schauen auf dem Poster quasi über den See in Richtung Stadt, und aus unserer Blickrichtung gesehen hinter ihnen, befindet sich das berühmte Festivaltheater. Der Brunnen selbst steht direkt vorm Hotel Royal.

Ein weiteres musikalisches Highlight von Montreux ist die komplette "Queen"-Fixierung dieser Stadt. Diese ebenfalls relativ bekannte Band hat hier auch ein paar ihrer Platten aufgenommen. 

Neben der bekannten Freddie Mercury Statue an der Promenade, findet man überall in der Stadt zahlreiche Fanshops, und im einst abgebrannten Casino sogar ein kleines "Queen"-Museum mit freiem Eintritt. Hier könnt ihr der Band bei einer der letzten Studioaufnahmen zuschauen und sogar ein bisschen selbst "mitmischen". 

Wem Queen aber noch nicht königlich genug ist, das Gerüst von David Bowies "Let's Dance" entstand auch hinter diesen Türen.

Als wäre das nicht schon genug, ist dieses wunderschöne Fleckchen Erde natürlich auch außerhalb von Studio und Festival eine Reise wert! Die palmengesäumte Uferpromenade ist im Sommer bestimmt eine Schau, wenn man bei einem leckeren Kaffee die Füße und die Seele im glasklaren Wasser des Sees baumeln lassen kann. 

Beim nächsten Besuch deshalb hoffentlich mit etwas besserem Wetter... 

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Fotos: Touristoffice Zermatt, Kerrilee Gore/Grainne Fletcher (Instagram), Brian Griffin, BRAVO, BelgaImage (Pinterest), GoogleEarth, Discogs, Privat
Videos: YouTube

dmfc.hopesandfears@gmail.com

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