"I'm Taking A Ride With My Best Friends...", mal wieder! - Unsere "Memento Mori Tour" im Sommer 2023

Wer hätte gedacht, dass wir nach dem plötzlichen Tod von Andy dann doch nochmal losziehen müssten? Wer hätte gedacht, dass sie nach dem fulminanten Abschied 2018 in der Waldbühne doch nochmal wiederkommen? 

"We'll see you all some other time" hieß es damals, und wir haben fest daran geglaubt, wäre es doch wirklich ein extrem würdiger Abschied gewesen. Dazu käme die Gewissheit, ganz gewiss beim allerletzten Depeche Mode Konzert dabei gewesen zu sein, und auch beim Vorletzen. Dem mit Daves Kniefall voller Dankbarkeit. 

Aber weit gefehlt. Mit dem unerwarteten Album kam auch gleich wieder eine Tour, und wir mussten doch wieder raus in die Welt.

Also schnürten wir unser Ränzlein schon fix nach der hastigen Presekonferenz im Oktober in Berlin. Den Jahresurlaub klar anhand der Konzerte geplant, die große Familienreise kurzerhand abermals verschoben, wie das eben so ist, wenn man zusätzlich noch mit Depeche Mode verheiratet ist. 
Der Hype ist nach Andy auch nicht weniger geworden, im Gegenteil. So hieß es dann letztes Jahr schon eilig Karten kaufen, erstmal egal wohin.

Für uns wurde es dann mit viel Glück Amsterdam und Berlin. Leipzig sowieso, weil ja gleich ums Eck, und für ein paar von uns gab's noch etwas Zuckerguss obendrauf entlang der Urlaubsroute, wie Klagenfurt oder Prag. Martin, Dave - wir kommen!

Und so kamen wir. Als jahrzehntelang erprobtes Konzertgeschwader mit mal paar mehr, mal paar weniger herzhaft pilgernden Hardcorefans, haben wir uns nun schon seit über 20 Jahren zu etlichen gemeinsamen Reisen ohne nervige nächtliche Retouren auf stockfinsteren, verregneten oder verschneiten Autobahnen hinreißen lassen. So sollte es auch diesmal wieder sein. Urlaub, Entspannung und Erhloung bei Depeche Mode.


Im Mai ging es also los nach Amsterdam, pünktlich zum Europauaftakt der Tour, und dazu noch in der urlaubssparenden Himmelfahrtswoche. Hier konnte man bedenkenlos einen Tag länger einplanen. Für diese tolle Stadt sowieso. Konzertmäßig wussten wir ja ungefähr, was uns erwartet, verfolgten wir doch akribisch seit Tourbeginn Einlasszeiten, Setlist und sonstige eventuelle Besonderheiten. 


Also setzten wir uns schwups in unseren neuen Inter-City "Detlef Müller" nach Berlin, um mit möglichst wenig Umstiegen nach Amsterdam zu kommen. Das wäre uns auch weitestgehend gelungen, wenn nicht kurz vorm Ziel die niederländische Lok schlapp gemacht hätte, die sie uns in Bad Bentheim noch fix davorgespannt hatten. 


Am Abend angekommen, machten wir uns noch kurz auf die Socken für eine erste Stadtbesichtigung samt Abendessen. Da wir ganz in der Nähe des berühmten "Paradiso" wohnten, war ein entsprechender Fototermin vor der Location, wo die Jungs vor langer langer Zeit ihr erst drittes Konzert außerhalb der Insel spielten, natürlich Pflicht.   


Nach der obligatorischen Grachtenfahrt am nächsten Tag, zog es uns schon mal magisch zur Halle hinaus, wo wir nicht schlecht staunten, dass der Merchandisingstand schon aufgebaut war. Leider durften wir noch nicht weiter in die Halle hinein, fanden es aber äußerst amüsant, dass unter dem Spielfeld des benachbarten Stadions augenscheinlich wohl eine Autobahn hindurch geht. 


Vor lauter Aufregung vor dem ersten Konzert mussten wir uns noch etwas beruhigen und entschieden uns für eine Besuchertour der Extraklasse im nahezu legendären Bier-Disneyland der Heineken Brauerei. Bei den niederländischen Bierpreisen hat man mit den im Eintritt enthaltenen Gratisbieren den Eintrittspreis schon fast wieder rein. Ansonsten lernt man dort recht wenig über Bier, dafür viel über cooles zielgruppenfokussiertes Marketing.

Dann starteten wir zum ersten Mal adrett geschmückt mit unseren brandneuen, selbst entworfenen Andy-Gedenk-T-Shirts zur Halle raus. Wie üblich, lernt man beim stundenlangen Warten auch wieder allerhand neue Menschen kennen, oder trifft nach so einem Konzert halt auch alte Freunde von früher, wie wir unseren André.

Endlich war es soweit. Zunächst nur mit normalen Stehplatzkarten ausgestattet, öffneten sich die Türen in eine äußerst saubere, extrem gut organisierte und akustisch herausragende Konzerthalle. Links Getränke, rechts Speisen, alles aufgeräumt, ausreichend Kassen für kurze Wartezeiten und mit einem ordentlichen Umweltkonzept. Pluspunkt Ziggo-Dome!

Nach der etwas stark an alte 80er-Jahre Gruftpopper erinnernde Vorband ging es nun endlich los. Unser erstes Depeche Mode Konzert seit fünf endlosen Jahren und mit der Gewissheit, dass sie wirklich nur noch zu viert da oben stehen. 

An diesem Abend ereilte uns die Standdardsetlist. Oft diskutiert und von vielen geschmäht, ist es dieses Mal eine für meinen Geschmack extrem stimmige und eine ordentliche Dramaturgie bietende Setlist für alle Fanlager. "Walking In My Shoes" wieder vorn drin, "Sister Of Night" als thematisch zu "Memento Mori" passendes, und noch nie von Dave gesungenes Schmankerl, wenn man die Geschichte des Songs kennt. 

Keine Minute Langeweile oder Zähigkeit im Konzert. Die Jungs on point fit. Martin mit Dauergrinsen wie ein Schneekönig und Dave immer noch ein bisschen nach den richtigen Zwischentönen suchend, heute ausnahmsweise mal ohne Michael Jackson Einlage bei "Everything Counts". Dafür neuerdings mit dem notwendigen Ernst bei "World In My Eyes", dem Andenken an den unvergessenen Andy.


Dass "Everything Counts" im vorderen Teil des Sets gespielt wurde, riss dann auch schon mal ein paar vereinzelte Fans von den Sitzen. Das läpperte sich dann so dahin, bis dann auch die Ränge bei "Just Can't Get Enough" endlich komplett den Partymodus zündeten. Luft nach oben war also noch. 

Für unsere wirklich extrem gut gelungenen Shirts ernteten wir viele bewundernde Blicke, und wurden sogar von einigen Leuten damit fotografiert. Damals war diese Idee ziemlich neu und von kaum jemandem wurde ein ähnliches Shirt getragen. Allerdings nutzte sich der huldigende Gag mit fortschreitender Tour zusehends ab. Unsere Idee fand zahlreiche, aber nicht immer geschmackssichere Nachahmer.

Am Day Off schwangen wir uns, wie in Holland üblich, in den Sattel. Nach einer kurzen Bahnfahrt ins beschauliche Haarlem, radelten wir gemütlich zu einer alten Burgruine und durch den von Wildpferden und Longhornrindern belebten Nationalpark Kennemerduinen ans Meer. Gibt es was schöneres? 


Wenig, sicherlich. Aber dazu gehört dann zweifelsohne das zweite Konzert vom Donnerstag. Sensationell die Stimmung, um ein vielfaches euphorischer das Publikum. Diesmal stand man von den Rängen sogar mal auf. 


Obwohl das erste Konzert schon sensationell gut war, steigerten sich Band und Publikum nochmals um Längen. Auch die geänderten Songs taten der Stimmung im Saale gut. "Home", so oft, wie es bisher auch gespielt wurde, ist für mich sowieso immer der Hammer, genau wie "Condemnation" nach über 20 Jahren nochmal hören zu dürfen, und dann in dieser unvergleichlichen Duettversion.

Dazu haben wir sogar noch in zweiter Reihe am Steg gestanden, vor uns glücklicherweise ein paar körperlich kleinere Damen aus Israel, neben uns Frau Dr. Angelina mit ihrer "Schwester" zufällig aus Zwickau. Beim Warten vor der Halle noch supernette Einheimische mit polnischen Wurzeln kennengelernt, und anscheinend sind natürlich auch immer irgendwo Vertreter des Depeche Mode Fanclubs Chemnitz zu finden. Es ist immer wieder erhebend, die große Internationalität ihrer mittlerweile mehrere Generationen umspannenden Konzerte und der ganzen Depeche Mode Familie zu erleben. 


Nach einem letzten gemeinsamen Abschlussfoto vorm eigens für Amsterdam geschaffenen Memento Mori Gemälde-Schrein und einem sonnigen Sightseeing-Freitag zum Ausklang, ging es wieder zurück in die Heimat. Dort hieß es dann, nur zwei Wochen warten bis zur nächsten Show, Leipzig. 


Keine hundert Kilometer von zu Hause weg, wollte natürlich nach Leipzig die ganze Family mit, und da die Kinder schon groß sind, ist damit also nicht nur die Ehefrau gemeint. Bei mir hatten sich dazu noch Freunde aus Kühlungsborn angemeldet. Also nix wie los. Leider wurden wir dieses Mal von der stets durstigen Reisegruppe "Real Fans" getrennt, aber natürlich war diese in Leipzig auch am Start. Ich weiß, ihr hattet auch Spaß, Prost!


Wegen des freundlichen Empfangs bei meiner Nichte und ihren Punkerfreunden, verpassten wir glatt noch den geplanten Besuch beim WGT-Picknick und trafen recht knapp an der Festwiese ein. Beim Betrachten der Warteschlange, die bis über das Pleißebecken hinüber zu reichen schien, dachte ich kurz, dass wir es wohl vor halb zehn nicht bis auf die Festwiese schaffen würden. 
 

Allerdings fanden wir nach mehreren wütenden und beleidigenden Zurufen Wartender, wir sollten uns doch gefälligst hinten anstellen und sie würden ja auch selber schon ewig dort stehen, noch die drei weiteren, nahezu menschenleeren Zugänge direkt von der Jahnallee aus. Immer diese Anstellfreaks. Also rein, Stehplatz gesucht und die ersten brandneuen Sammelbecher klar gemacht. Mit Inhalt versteht sich.


Das Konzert war super, allerdings war die unterschwellige Gereiztheit des mittlerweile stark angegrauten Boomer-Publikums immer noch nicht ganz weggewischt, und so feierten und sangen wir ausgelassen zwischen um uns herum wie angewurzelt stehenden und maulenden Salzsäulen aus der Generation X. 
Bei knapp 70.000 Besuchern gehen halt auch nicht ganz so harte Fans wie wir es sind hin, aber auch wenn man nicht jedes Lied aus dem Effeff kennt, zur Musik bewegen darf man sich schon trotzdem ein wenig. 
Die Abreise war dann nicht minder chaotisch, dafür die Durchsagen des Leipziger Verkehrsdispatchers umso sympathischer.

Dann hieß es, leider wieder über einen Monat lang warten. Nach schier endlosen Wochen durften wir dann endlich wieder gemeinsam nach Berlin. Legendäre Konzerte gab es dort immer. Die der letzten beiden Touren wurden ja sogar auf Video festgehalten (Gebt schön acht, dann seht ihr uns auch jedes Mal!). 

Da lohnt es sich sogar, in das riesige Olympiastadion zu gehen. Was haben wir dort schon gelacht, geweint oder sind ordentlich eingeregnet worden. Vorfreude pur also! Dieses Mal aber bei wesentlich besserem Wetter als beim letzten Besuch im sportlichen Rund im Jahre 2017. 


Nach einer weiteren neuen Vorband erfuhren wir dann exklusiv von unseren Konzertnachbarinnen, dass man auch als halbwegs sportlicher Rock'n'Roll-Greis mit 61 noch eine veritable Art Sexgott sein kann. Riefen und kreischten sie doch beständig, Dave möge seine Weste, sein Hemd und wenns geht auch gleich noch den ganzen Rest dazu ausziehen. Textsicher und laut waren die beiden Schalker Mädels trotzdem. 

Dazu sahen wir für uns erstmalig das neue Video zu "My Favourite Stranger", da in Amsterdam noch die Kreuze von "Speak To Me" dazu liefen. Nach dem Konzert gab es noch ein großes Familienfoto der "Real Fans" mit allerhand Freunden und auch meine Leipziger Begleiter saßen im Stadion nicht weit weg, so dass wir uns freudig zuwinken konnten.

Am Tag zwischen den Konzerten gab es dann allerhand themenbezogenes Sightseeing in Berlin. So bewegten wir uns auf den tiefen Spuren von Depeche Mode durch die Stadt, ließen die Loveparade links liegen und konnten sowohl "Everything Counts", als auch "Halo 2013" und "Stripped" unseren ehrfürchtigen Tribut zollen. 

Dazwischen hieß es ob der Wärme, immer wieder genügend Kaltgetränke im berühmten und beliebten "Schleusenkrug" zu genießen, in dem unter anderem auch ein paar der "Great Fans" aus Zwickau zugegen waren. 

Den Tag ließen wir auf der Dachterrasse unseres Hotels beim Spielen unseres mittlerweile schon legendären "Memory Mori" mit zahlreichen ikonischen, aber trotzden schwer zu erratenden Motiven aus den Videos von Depeche Mode ausklingen.


An die Mauer erinnerten wir uns dann auch am zweiten Konzerttag noch einmal, konnten wir doch die letzen fünf Plätze in Thilos exklusiver Hansa-Studio-Führung für diesen Tag buchen. Wegen der Fete am Vorabend aber leider ohne den Meistersaal, der "big hall by the wall" mitsamt der berühmten Treppe, die wir aber ja bereits bei der letzten Besichtigung zu sehen bekommen haben. 
 

Dieses Mal ging es in den Bereich, der uns beim letzten mal verborgen beiben musste, das Studio im Obergeschoss des Gebäudes. Leider mit striktem Fotoverbot, dafür mega interessant, extra laut und nach einer weiteren Wiederholung schreiend. Dann aber hoffentlich mal im Gesamtpaket.

Am Abend durften wir dann im vorderen Teil des Stadions Platz beziehen und sahen abermals ein feines, wirklich sensationelles Konzert für eine Show in derartiger Größe. Da man in Berlin auch quasi immer ein paar Promis trifft, war es dieses Mal Gerrit Braun vom Hamburger Miniaturwunderland, der genau vor uns stand. 

Einziger Wermutstropfen war ein irrer Ire, der unbedingt mit an unserem Platz stehen wollte und dies in verbaler Hooliganmanier versuchte, durchzusetzen. Dafür durften wir tatsächlich noch "Strangelove" als Tourpremiere inhalieren und selbst das ewig nervige "Just Can't Get Enough" kam heute im großen Rund ziemlich geil.

Danach ging es erstmal in den wohlverdienten Urlaub. Die Konzertpause hielt aber keine zwei Wochen, denn bereits auf dem Rückweg aus dem Süden wurde nochmals Station in Klagenfurt gemacht. 


Das Wörtherseestadion, nahe des namensgebenden Gewässers, hatten wir am Vortag schon von einem entfernten Berggipfel aus erspähen können. Das erstaunlichste bei diesem Konzert war aber, es war nicht ausverkauft. So wurden die oberen Ränge des Stadions kurzerhand zugehangen und die Besucher wurden auf die freien Plätze im Unterring umverteilt. Hab ich so auch noch nicht erlebt. 


Trotzdem war das Konzert eine Schau, auch wenn das Publikum eher als österreichisch-zurückhaltend beschrieben werden kann. So wurde ich doch tatsächlich aufgefordert, mich während des Konzerts auf meinem Tribünenplatz hinzusetzen. Welch Frevel! Da wurde natürlich gleich besonders laut weitergetanzt. 

Dies hat mich auch deshalb besonders gewundert, da ich noch am Vorabend ein völlig anderes Konzerterlebnis in einer Kneipe mit austropoppiger Livemusik hatte. Nach dem Konzert gab es dann noch ein kurzes Treffen mit Silke und Danilo aus unserer Gruppe zum gemütlichen Absackerbier beim Schwelgen in legendären Fanclub-Geschichten.


Einige von uns hatten dann noch das Glück, das Prag-Konzert besuchen zu können. Prag selbst ist natürlich immer wieder eine Reise wert, kann man doch dort neben stets leckerem Bier zu genießen, auch prima die Fotos von 1988 aus dem Buch "Strangers" nachstellen, was dann auch unser Freund Randy tat. 

Alternativ gastiert man im neuen Restauraunt des ehemaligen Depeche Mode Produzenten Tim Simenon. 
Was man so hört, war auch das Konzert ebenso super, wurde allerdings von einem heftigen Regenschauer etwas in seinem Beginn verzögert. 


Der riesige Acker des Flugplatzes Letnany war randvoll mit offiziellen 60.000 Besuchern, also nicht ganz so groß wie die Leipziger Festwiese. Von den vielen Fans werden sicher auch einige den Weg im Februar in die Arena finden. So wie wir, wenn wir nicht wieder ewig den Zugang zum Inneraum suchen. 

Bis dahin heißt es geduldig sein und die Vorfreude genießen, denn für dieses Jahr war es das erstmal mit erquicklichen und lebensbejahenden Depeche Mode Konzerten.



Bis hier hin war es aber wieder mal ausgesprochen toll und sehr sehr schön ...

(stx), alle Fotos: MSt 

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Kommentare

  1. Sehr toll geschrieben, fasst die ganzen tollen Erlebnisse super zusammen 👌👏
    Freue mich auf kommendes, egal welcher Art, mit euch 😘🍻

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  2. Alles super auf den Punkt gebracht , Mike !!!
    Freu mich auf unsere nächsten Reisen 😘

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