"Telling 'Hopes And Fears' To One Another..." - gänzlich subjektive Fanclub-Erinnerungen zum 35. Geburtstag

Auf den Tag genau vor 35 Jahren haben ein paar verwegene Kids aus einem beschaulichen Dörfchen in der Nähe von Karl-Marx-Stadt beschlossen, die Depeche Mode Welt der Gegend in ihre eigenen Hände zu nehmen. Ausschlaggebend dafür war wohl ein grauer Novemberabend.

An diesem Abend fiel einer der wohl bedeutendsten Sätze ihres Lebens. Dabei war das nicht mal ein ganzer Satz, eher zwei Halbe: "das tritt... nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich ...". Danach war plötzlich alles möglich!

Das war der Abend des 9. November 1989. Es war ein grauer und trüber Donnerstagabend. Ich saß zusammen mit meinen Pennälerkollegen im Gemeinschaftsraum des Lehrlingswohnheims im beschaulichen Flöha. Wir machten Hausaufgaben oder spielten irgendein Spiel. Skat war es mit Sicherheit nicht, denn das kann ich bis heute nicht. Die Tür ging auf, einer der Jungs kam herein und verkündete freudestrahlend, dass soeben "die Grenzen" geöffnet worden wären. Ungläubig schauten wir uns an und meinten noch, er veralbert uns. 


Frank & Sticks mit der handbestickten Fanclub-Fahne, die uns später von arglistigen Mettlern brutal entwendet wurde

In der öden Lehrlingshütte konnten wir uns nicht mal sofort von der Richtigkeit dieser Meldung überzeugen. Die Fernsehecke mit dem brummenden Schließfachkühlschrank gab leider nur abgestandenes DDR-Fernsehen her. Der Rest war streng verboten. Deswegen saßen wir dort nie. Wahrscheinlich kam dort gerade eine dieser strunzlangweiligen Musiksendungen "Rund" oder "Bong", oder eine schnöde Folge der Serie "Treffpunkt Flughafen", mit der man uns wenigstens einmal virtuell ein Stückchen von der Welt zeigen wollte. Auf dem Zweiten kam sicher etwas für "Freunde der russischen Sprache", denn das kam da quasi immer.

Ein paar Jahre früher schenkten mir meine Eltern zum Geburtstag eine Schreibmaschine. Warum sie das taten, wissen sie wahrscheinlich selbst nicht genau. Jedenfalls konnte ich dieses Geschenk in den darauffolgenden Jahren ausgiebig hingebungsvoll nutzen. Spätestens, als mich die heilige Fanwerdung für eine Truppe verdammt gut aussehender, aber ziemlich schräg gekleideter britischer Musikanten mit ihren extrem neuartig tönenden, stahlwerkmäßig scheppernden Hits ereilte. 

Diese Schreibmaschine war eine "Cella". In der DDR wurde damals alles ziemlich praktisch benannt, so dass ich vermute, dass die Schreibmaschine aus dem Robotron-Werk in Zella-Mehlis stammte. Treue Dienste leistete sie, bis ich meinen ersten Computer hatte. Das war dann ein ganzes Stück nach der Wende. Damit konnte ich meinen Hang zu journalistisch-investigativer Redaktions- und Recherchearbeit noch etwas mehr ausleben. Zum Abschied meiner 15-monatigen Kriegsdienstverweigerung, gab es tatsächlich zwei kompetente, aber nicht ganz ernst zu nehmende Zivildienstmagazine aus meiner Feder, legendär bekannt als "Shit-Mag".

Ungefähr zehn Jahre früher gab es bei "Hanuta" diese berühmten Sammelbilder mit Rockbands. Das wusste ich aus der Werbung. Ich nutzte jede Gelegenheitum da ran zu kommen, sammelte wie ein Irrer im Urlaub, oder wann immer jemand eine dieser begehrten Haselnusstafeln verspeiste. Zum Glück war in den Paketen "aus dem Westen" immer eine Packung Hanuta dabei, und das hieß, mindestens zwölf neue Sammelbilder. Bestenfalls hatte man sogar noch ein paar von der Fußball-WM aus dem Vorjahr zum Tauschen. 

Das damalige Sammelalbum blieb uns im Osten natürlich vorenthalten 

Leider nicht dabei, waren Bilder von den Bands die ich damals mochte. Dafür sehr viele, die ich nicht kannte. Neben meiner allnachmittäglichen, grundständigen Musikbildung durch Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Bayern 3 (klingt aus heutiger Sicht ziemlich grauenvoll!), lernte ich so etliche weitere Bands kennen, deren Namen ich dann zwar parat hatte, sie aber nie zu hören bekam. Anscheinend prägte dies mein Interesse bis heute. Gehütet habe ich die Dinger wie meinen Augapfel und bestimmt sind die Sammelbildchen noch irgendwo. 

Einen Sommer später schepperte dann "People Are People" durch alle Radios und Fernsehstationen unseres kindlichen Mikrokosmos. Es hinterließ mächtig Eindruck. Diese schnuckelige Truppe galt es fortan näher zu beobachten, natürlich neben dem unverwüstlichen Zini oder dem ikonenhaften Colt Seavers. 


Man unterscheidet bei der Fanwerdung in der Regel mehrere Stufen. Das ist zum einen das "Kennen" und bestenfalls "Mögen", was sicherlich die Meisten wohl bereits als "ein Fan sein" beschreiben würden, Stufe eins. Dazu kommt eine zweite Stufe, das etwas mehr "Lieben", was normalerweise schon mit etwas Beschäftigung mit der Musik und den musikmachenden Menschen einhergeht. 

Bei Depeche Mode gibt es dann sonderbarer Weise noch eine dritte Ausbaustufe, die sogenannte "Heilige Initiation". Eine Art sakraler Verehrung, die man kaum näher zu beschreiben vermag. Was das konkret bedeutet, könnt ihr auf Portalen wie diesem hier in all seinem Facettenreichtum nachlesen. Ein nette Auwahl der ganzen positiv Verrückten auf dieser Welt findet ihr übrigens im Beitrag "I've Been Searching For Truth" auf unserem Blog hier 😉

Mich ereilte die ersehnte Stufe Zwei im April 1987 auf der Klassenfahrt im beschaulichen Bad Blankenburg, als auf der Herbergsdisko das brandneue "Strangelove" durch die Boxen donnerte. Ich holte so langsam auf, denn unsere halbe Schule war schon mindesten Stufe Zwei. Gleichgesinnte Gruppen versammelten sich auf dem Schulhof um über die Vorabendsendungen im Westfernsehen zu debattieren. "Raumschiff Enterprise", "Trio mit vier Fäusten", die "Tele-Illustrierte", oft mit den neuesten Hitparaden-Acts oder "Live aus dem Alabama" mit Teasy und der heiligen Musiksendung "Formel Eins", dazu ein nettes Livekonzert im Anschluss. Die Toten Hosen, Trio oder Tom Waits. Mit viel Glück halt auch mal mit Depeche Mode. 

 
Da man aber auch damals schon nicht immer einer Meinung sein sollte, gab es pro Schulhof mindestens zwei Depeche Mode Cliquen. In Mittelbach waren das die "Happy Souls" und wir, die (noch) Namenlosen. Das Depeche Mode zum FDJ-Geburtstag 1988 in Berlin spielen sollten, war eines der Schulhofthemen am Tag des Konzertes. Früher war da nichts bis in die Dörfer um Karl-Marx-Stadt durchgesickert.

Interesse für Depeche Mode gab es damals in den 80er Jahren in Karl-Marx-Stadt natürlich schon reichlich. Als Band der Stunde und später sogar systemseitig gehyped durch den FDJ-Auftritt 1988 in der Ost-Berliner Seelenbinderhalle, waren Depeche Mode Ende der 80er der Heilige Gral der internationalen Popelite. Jeder der halbwegs cool sein wollte, stand auf die Jungs, die Meisten allerhöchstens auf Stufe Eins. Nur ein paar Hartgesottene schafften es auf Level Zwei oder höher. 

Klar erinnere ich mich noch an die Hühner bei "Bananas", einer Sendung, die ich mit meinen knapp zehn Lenzen nur heimlich gucken durfte. Ich erinnere mich an die Kotflügelübergabe der BMW Isetta für ihre deutsche Nummer 1 mit "People Are People". Ich verfolgte die nächtlichen Auftritte bei Tommys Pop Show und nachmittags in der Tele Illustrierten. Ich sah im Abendprogramm das Boot mit den Jungs in Berlin der unbekannten Lady in Red folgen und bewunderte genussvoll das Zerdeppern von Ostautos im Video zu "Stripped". Es sollte trotzdem noch kurz dauern bis Stufe Drei.


Jedenfalls schauten die Stufe-Drei-Fans damals eher verächtlich auf die anderen herab, vorallem, weil die Niederen immer nur "DeMo" sagten, und nicht wie die richtig Coolen "DM" ("deeh/emm"), oder noch cooler "Mode" (schön langgezogen, so eher ein "Mouhd").

Karl-Marx-Stadt hatte damals schon eine ausgezeichnet ausgebaute Stufe Drei zu bieten, mit Kontakten zum offiziellen deutschsprachigen Fanclub aus der Schweiz. Die Kerle waren einzwei Jahre älter als wir und daher schon etwas weltgewandter. Vermutlich um staatliche Repressionen zu umgehen nannten sie sich "NyuMoud", was so viel heißen sollte wie "New Mode", wohl aber keinen unmittelbaren Rückschluss auf die Verbindungen zur Band zulassen sollte. Angst vor Überwachung, Zensur oder Schlimmeres drohte bei Westkontakten und vor allem dem Empfang von Druckerzeugnissen oder Tonträgern, auf die wir damals alle scharf waren. Dieser lächerliche Staat rechnete permanent mit der Konterrevolution. Der unter äusserst glücklichen Umständen stattgefundene Backstagebesuch der "NyuMoudes" beim Konzert in Ostberlin tat dahingehend wohl das Übrige. 

Als wir uns ein Herz fassten und bei "NyuMoud" klingelten um Mitglied zu werden, saßen die Jungs jedenfalls schon auf gepackten Koffern in den Westen. Es gab für uns also erstmal keine Mitgliedschaft, sondern nur ein weiteres prägendes Druckerzeugnis namens "Mute Documentary Evidence 2". 

Der heilige Gral: Foto aus dem Internet

Wieder hunderte Namen von Bands, die ich nicht kannte aber unbedingt hören wollte, standen sie doch dieses Mal in direkter Beziehung zu Depeche Mode. Erasure, klar kannte man aus dem Radio, und der kahle Typ war ja auch mal bei den Jungs. Nitzer Ebb waren mal Vorgruppe, das wusste man von einer mühsam beschafften, in akribischer Heimarbeit abfotografierten Schwarz/Weiß-Fotografie eines Artikels aus der kunterbunten Jugendbibel BRAVO, aber The Birthday Party, Wire, Laibach, Crime & The City Solution. Das klang alles sehr verlockend nach Unbedingtkennenlernenmüssen.

Als sich dann unsere Peergroup (die man damals natürlich noch nicht so nannte) im Monatstakt zusehends vergrößerte, vergrößerte sich auch unser Repertoire an zu bespielenden Leerkassetten, egal ob aus Wolfen oder aus dem Intershop. Depeche Mode bot für diese Art der Archivierung schon damals extrem viel. Ganze sieben Langspielplatten, unzählige Maxi-Mixe, Liverversionen, sogar ziemlich bizarre Remixe, wie der nur Insidern bekannte "Scherbel-Mix", mussten unbedingt für die Nachwelt auf den beliebten Tonbandkassetten gesichert werden. 

In den Jahren 1988/1989 nahm dann zusätzlich unsere Karriere als fleißig tanzende Diskothekengänger Fahrt auf. Damals musste man auf jedem ostdeutschen Dorfsaal immer mit wachem Verstand aufpassen, wann die Stimmung kippt, da man zu späterer Stunde dort immer um sein Leben bangen musste. Schließlich sah man trotz fashionseitiger Mangelwirtschaft des real existierenden Sozialismus doch etwas anders aus, als der durchschnittliche langhaarige Spandexhosenträger mit verwaschener, selbstbekritzelter Jeanskutte, der sich urplötzlich nach der Wende gleich noch in einen massiv rechtsdrehenden "Angora-Skin" verwandeln sollte. Kopf einziehen und früher nach Hause hieß oft das Motto, wenn die obligatorische Depeche Mode Runde des DJs gelaufen war.

Die Anfahrt mit dem eigenen Moped fiel auf alle Fälle schon aus dem Grund aus, dass man sich durch die frisch eingeführte Helmpflicht ja seine aufwändig gestylte Friese zerstört hätte. Liebevoll zurechtgebastelt aus einer streng geheimen Mischung aus Haarspray und Gel (dem guten rosafarbenen "Action" aus der Jugendmodeabteilung des Kosmetikkombinats Florena), und je nach Verfügbarkeit auch unter Mithilfe von Rasiercreme oder Bier, wahlweise von allem etwas. 

 Das "Modellier-Gel" (Mitte) war so aggressiv, dass sogar die Kappen sich auflösten

So verirrten wir uns alsbald in die nahe Großstadt. Man traf auf immer mehr Gleichgesinnte und vergrößerte den Tanz-und Kontaktradius mittels öffentlicher Verkehrsmittel und größerer Reisegruppen bis Zwickau, Annaberg, Freiberg, Dresden oder gar Halle an der Saale. Meistens mit Depeche Mode als Hintergrundbeschallung oder als Reisegrund. Die ersten zaghaften, aber stets legendären Depeche Mode Parties fanden statt. Wir nahmen mit, was wir kriegen konnten. Oder eher, wo wir hin durften.

Wenn wir damals in unseren Lieblingsschuppen „Pasardshik“ einrückten, wurde uns durch die Ordnungsgruppe extra eine Schneise in die wartende Menge vorm Eingang gebahnt, möglicherweise als eine Art Spalier. Anscheinend waren wir ziemlich angesagt. Unser heimlicher Beiname lautete mancherorts schon "Tobes And Beers".

Dies alles galt es fortan gut zu vernetzen um möglichst optimal davon zu profitieren. Schließlich hatte man Freunde, die wiederum Freunde hatten, die sicherlich noch irgendwas bisher unerhört Ungehörtes von Depeche Mode im Schrank haben. Gepaart mit meinem Hang, dazu immer etwas Klugscheißerisches klugscheißerisch aufzuschreiben, entstand alsbald die Idee eines eigenen Fanclubs. Stufe Drei war erreicht!

                            So sah das damals aus: Briefe, Einladungen, Absagen und Eintrittskarten

Man schrieb sich republikweit Briefe hin und her und lud sich gegenseitig zu diesen Parties ein. Dafür wurden eigens Flyer entworfen, obwohl es diesen Begriff noch gar nicht gab. Adressen wurden ausgetauscht, erste mehrseitige Fanzines gedruckt und vorallem gesammelt. Schließlich wollte man alles, und damit meine ich wirklich alles, über diese Band wissen. Unsere Mailingliste mit den Kontakten der anderen Fanclubs umfasste zuletzt mehr als 60 Adressen. Niedergeschrieben in ein kleines Büchlein. Irgendwann begannen wir dann damit, auch unsere Erlebnisse aufzuschreiben.

Zum Glück hatte ich ja schon diese Schreibmaschine, die bis dahin zumindest für lesbar beschriftete Kasstettenhüllen und Wunschtitellisten an DT64 zu gebrauchen war. Gerne hätte ich auch Songtexte aufgeschrieben und übersetzt, aber da kam man damals nicht ohne weiteres ran. Es sei denn, ein Freund hatte eine "originale" Platte "aus dem Westen" möglichst mit Textinlay. So wird es wohl dann die "Some Great Reward" gewesen sein, deren lyrische Erleuchtungen es als Erstes auf Papier zu transkribieren galt. Ein Wörterbuch musste her.

Denn wir bekamen mit, dass das Wissen um Depeche Mode in unserem Dunstkreis noch nicht bei allen auf Stufe Drei angekommen war. Selbst bei denen, wo wir es erwartet hätten. Daher sahen wir es als unsere Aufgabe, zumindest ein kurzes Infoblatt zu entwerfen, um diesen Missstand grob zu beseitigen. Kurz, prägnant, am besten erstmal die Diskografie aufschreiben. Immerhin sollte die wenigstens schon jeder Stufe-Zwei-Fan auswendig kennen. 

Unsere Schreibmaschine glühte regelmäßig: Gelöbnisse, Statuten, Diskografie und Texte in zeitlosem Corporate Design

Fehlte eigentlich nur die Überschrift, ein Titel, ein Thema, quasi ein Slogan. Andere benannten ihre Fanclubs nach Songtiteln (z.B. "Pimpf"), Alben ("Black Celebration"), Adressen ("16 D.A.L.") oder auch eine krude Mischung aus allem (wie die "Everlasting Memory Initiation 'For The Masses'"). Wir wollten es etwas subtiler, und so entlehnten wir uns unser Credo kurzerhand einer Textzeile aus "It Doesn’t Matter Two" - "Telling Hopes And Fears To One Another". Der Name für unseren Fanclub war gefunden! Sogar die Band Keane hat mittlerweile eine ihrer Langspielplatten nach uns benannt!

Am kalten Winterabend des 17. Februar 1990 erfolgte die erste "urkundliche Erwähnung" unseres frisch gebackenen Fanclubs, was natürlich prompt in angemessenem jugendlichen Überschwang gefeiert wurde.

Es war vollbracht! Wir hatten endlich die ewig herbeigesehnte Wende, alle Möglichkeiten dieser Welt, dazu einen kurzen historischen Augenblick der Anarchie, und wir hatten einen eigenen Depeche Mode Fanclub! Noch dazu warf schon die erste Depeche Mode Platte ihren Schatten voraus, die wir endlich selbst kaufen gehen dürften, wenn auch nur mit umgetauschtem Westgeld im Intershop auf der Zöllnerstraße. Glück hatte endlich einen Namen, es war schwarz und rund.

Warum gerade bei uns Depeche Mode Fans der Wunsch nach Organisation so sehr ausgeprägt war, lässt sich nach so langer Zeit leider nicht mehr genau nachvollziehen. Sicher gab es auch von anderen Bands in der DDR einige Interessenverbindungen, aber das wirklich jedes Dorf über mindestens zwei Depeche Mode Fanclubs verfügte, ist schon eine echte Besonderheit. 

Zusätzlich fanden sich in nahezu jedem Fanclub auch immer Menschen zusammen, die die individuellen Charaktere der Band aufgriffen und sich ihnen weitestgehend optisch versuchten anzupassen. Neben zahlreichen Daves und Martins, der auch besonders gern von den Mädchen kopiert wurde, wohl wegen der damals allgegenwärtigen Dauerwelle, gab es stets auch diverse Alans und sogar Fletchs. 

Die verrückten Jungs von "Hopes And Fears": Heiko, Hannes, Frank, Sticks, Longman, Kalle, Randy

Zun tun hatten wir, wie der berühmte Leipziger Rat. Neben den ganzen bespielten Kassetten, zu denen es sogenannte Kassettenbücher gab, in denen akribisch Interpret, Titel und Zählwerkstand (wer kennts noch?) aufgeschrieben wurde, schrieben wir Berichte über unsere Ausflüge und Erlebnisse, tippten akribisch Texte, Zitate und Diskografie und archivierten dies in etlichen Aktenordnern. Langspielplattenweise wurden die Lyrics abgetippt und versucht zu übersetzen. Aus heutiger Sicht etwas holprig, wir wussten es ja leider nicht anders, hatten wir weder Oxford- noch Schulenglisch richtig drauf. Nach der Wende kam man aber wenigstens an den nötigen Grundstoff BRAVO-Songbook, Innenhülle, Wörterbuch.

Seitenweise wurde die Diskografie gewälzt und um die Katalognummern der jeweiligen Platten ergänzt. Bei den damals frisch aufkommenden CDs mit den geänderten Tracklists gerieten wir zwar schnell an unsere Grenzen, insbesondere da wir nicht jeden Tonträger selbst besaßen. Noch nicht!

Wie es sich für einen richtigen Fanclub gehört, hatten wir natürlich auch zu Papier gebrachte Regularien. Dazu gehörte eine Gründungserklärung, ein entsprechendes Gelöbnis und sogar "Zehn Gebote". Wer bei uns Mitglied werden wollte, musste einen knallharten "Stufe Drei+"-Wissenstest über sich ergehen lassen, und trotz alledem schafften wir es auf knapp 40 solch elitärer Mitglieder. 

Wir vereinten unter unserem Dach People der "Bricks Of Shame" aus Flöha, der "Happy Souls" aus Mittelbach, der "16 Candles" aus Limbach-Oberfrohna und der "Romantics" aus Pleißa. Sogar ein paar Zurückgelassene der großen "NyuMoud" stießen zu der Truppe, die Heike, Frank, Longman und Sticks aus dem "Kaff nahe Chemnitz" geschafft hatten, zu formen. 

Mit diesen drei Gestalten fing alles an: Frank, Longman, Sticks

Mit dem Erscheinen der "Enjoy The Silence"-Single zog es uns als eine unserer ersten Amtshandlungen unweigerlich nach Berlin. Was eine Single ist, wussten wir schon. Was eine Maxi war wussten wir auch, aber als uns der Dresdner Fanclub auf seiner Rückreise eine gelbe Plattenhülle mit schwarzer Rose aus dem Zugfenster hielt, staunten wir nicht schlecht. "L-Maxi" nannten sie das. Dem mussten wir sofort auf den Grund gehen! 

Leider gibt's keine Fotos von diesem Trip. Wer aber den legendären City-Music im Europa-Center noch kennt, weiß, dass wir uns gefühlt haben, wie im Himmel, trotz unserer beinahe leeren Begrüßungsgeldtaschen. Die Single wurde in allen vier Versionen gekauft. Immer wenn ich den weltberühmten Ärzte-Film "Richy Guitar" ansehe, und sie dort vor dem Laden rumstehen um vor der sich im Schaufenster drehenden "Master & Servant"-Maxi zu quatschen, erinnere ich mich freudig an diese Reise. 

Im Sommer 1990 fand dann in der Waldbühne Augustusburg eine dieser brandneuen Depeche Mode Parties statt. Ursprünglich für das Freibad im erzgebirgischen Eppendorf geplant, wurde wegen der großen Nachfrage in die berühmte Arena unterhalb des pittoresken Schlosses ausgewichen. Da durften die fluffigen Mittelbach-Modes natürlich nicht fehlen, und es gab für die Chronik von "Hopes And Fears" auch einen anständigen Bericht.

Heike hat unsere Erlebnisse vom 14.Juli 1990 in der Waldbühne Augustusburg akribisch aufgeschrieben
 
Bevor es zum wilden Abtanzen ging, war Treff im Schlosshof: Longman, Frank, Sticks, Heike, Anja, Karen und Steiger

Mit den Parties ging es damals Schlag auf Schlag. Schon im September 1990 verirrten wir uns nach Halle ins Jugendklubhaus "Phillip Müller", später dann als "Easy Schorre" bekannt. Dieses Mal schrieb Anja alles auf.

Gegenüber vom Eingang der Schorre ließ sich prima warten: hier u.a. Sticks, Diana, Romy, Heike, Anja

Nur ein paar Wochen später, fand ES dann endlich statt, unser allerallerallererstes Depeche Mode Konzert! World Violation. Stuttgart. Was haben wir darauf hingefiebert? Die Jungs endlich leibhaftig sehen! Das zweite lebensverändernde Ereignis innerhalb nur eines Jahres, keine zwei Wochen nach der Wiedervereinigung.

Die Tourdaten schnappten wir im Laufe des Jahres mal in der BRAVO auf. Etwas schwieriger gestaltete sich dann die Kartenbeschaffung. Unserer Unerfahrenheit und gut trainierten DDR-Naivität geschuldet, war es wohl unsere gute Beziehung in die Region Stuttgart, die uns letztendlich diese Konzertentscheidung treffen ließ. Schließlich gab es damals noch kein Internet, und auch „Tickets per Post“ war noch ein Fremdwort für uns. 
 
So kam es aber, dass unser Kartenkontakt mit den Kartenbestellungen aus nachvollziehbaren Gründen etwas überrollt worden war, und einige Mitglieder unserer Truppe leider kartenlos an der Halle eintreffen sollten. Allein aus Mittelbach sollten ja schon acht Leute mitfahren, von denen sich aber ein Teil seine Karten dann doch irgendwie selbst besorgt hatte.
 
Entgegen meiner Annahme, wir starteten vom „Pasardshik“, sagen meine Aufzeichnungen von damals, dass wir abends mit dem Bus ab Mittelbach aufgebrochen sind. Anscheinend fuhr damals Sonntagabend um diese Zeit noch einer. Bereits auf dem Hauptbahnhof trafen wir dann noch einige weitere Fans aus Chemnitz. Gegen Mitternacht setzte sich dann unser Zug in Richtung Stuttgart in Bewegung. 
 
Nach einem planmäßigen, eine gefühlte Ewigkeit dauernden Aufenthalt in Reichenbach/V., bei dem wir weitere Fans aus Hohenstein-Ernstthal trafen, stieß dann noch ein einsam reisender Vogtländer zu uns ins Abteil, den wir bis dahin nicht kannten, dessen Name mir auch jahrelang komplett entfallen war, den wir aber Dank sozialer Medien am Memento Mori Promo Bus in Dresden satte 33 Jahre später wiedertreffen sollten. Eines der Wunder der großen Depeche Mode Fanszene.

Nachdem wir jedenfalls früh gegen Acht in Stuttgart angekommen waren, waren einige Besucher des dortigen Zeitungsladens wohl mit unserem saucoolen Aussehen nicht sonderlich zufrieden. Nach einer verbalen „Bombendrohung“ („so was wie die sollte man in die Luft sprengen“) sollten wir gleich anhand eines Fotofix-Fotos überprüfen, ob sie denn Recht hatten. Ich denke aber, wir fanden uns nach wie vor super.

Instant-Coolness-Check im Fotofix
 
Danach ging es direkt zur Königstraße, weitere Platten kaufen. Immerhin hatten wir schon eigenes Lehrlingsgeld, die D-Mark und es stand die brandneue L-Maxi von "World In My Eyes" frisch im Regal. Dort gab es sogar die mit der blauen Folie. Nach der erfolgreichen Shoppingtour entstanden auch die wenigen Fotos dieses denkwürdigen Tages. Etwas, was wir damals dummerweise immer vernachlässigt haben. 
 
Die Königstraße, bevölkert von konzerthungriger Jugend, hier u.a. Dagggi, Longman, Ella, Jeanne, Sticks, Frank, Rico, Kalle, Ralf, Kay, Thoralf
 
Nach unserem Imbiss bei einer recht bekannten amerikanischen Fastfoodkette, wo wir noch weitere Fans aus Dresden trafen, ging es pünktlich nach dem Mittagessen zu Halle raus. Wir wollten schließlich nichts verpassen, möglichst ganz ganz vorne stehen, und so richtig Erfahrung mit solch großen Konzerten hatten wir dann auch nicht. 
 
Aber auch dort waren wir nicht die Ersten. Bereits um die 30 Fans warteten ungeduldig auf Einlass. So vertrieben wir uns die Zeit mit allerlei Unfug. Da die Porsche-Arena damals noch nicht stand, konnte man auch prima um die Schleyerhalle herumlaufen, was wir natürlich auch taten, einfach in der Hoffnung, vielleicht einen unserer angebeteten Vier erspähen zu können. Dies gelang uns leider nicht, aber dafür war vor der Halle zeitweise der Soundcheck zu hören.
 
Nach der schier endlosen Warterei bis zur Hallenöffnung gegen um 6, sprinteten und stolperten wir mehr oder weniger in eine der ersten Reihen. Wer sich erinnert: in die Schleyerhalle ging es damals oben rein und man musste Treppen hinunterrennen, um in den Innenraum zu gelangen.
 
Die Spannung stieg und damit aber auch der Druck der Fans nach vorn zur Bühne. Eine derartige Enge habe ich später nur noch auf der Devotional-Tour erlebt, seitdem hat sich dies durch geeignete Absperrmaßnahmen deutlich entspannt. Der Druck war nach der arg gewöhnungsbedürftigen Vorgruppe (wir freuten uns auf Kaliber wie "Front 242", bekamen aber die Elektro-Soul-Combo „Electribe 101“) dann so groß, dass wir unseren schönen Platz leider aufgaben und den Ring erstmal zum Luftholen vor dem großen Sturm verlassen haben. 
 
Nach einer halben Runde in den Katakomben der Halle stürzten wir uns wieder ins Getümmel und hatten das Glück, nach einiger Zeit auch wieder in den vorderen Reihen landen zu können. Ein schwarzer, trapezförmiger Vorhang mit den zwei großen Buchstaben und einer mittigen Rose verdeckte die Sicht auf die Bühne.
Um 21:07 Uhr begann das Intro (meine Aufzeichnungen lügen nie!) und wir flippten kollektiv aus. Zusammen mit 12.500 anderen Besuchern sollten wir unser allererstes Depeche Mode Konzert erleben.
 
Nach dem gefühlt ewig langen Intro fiel der Vorhang und „World In My Eyes“ schallte uns entgegen. Die Ekstase konnte beginnen. Es sollte eigentlich Schlag auf Schlag weiter gehen, als nächstes kam „Halo“, danach „Shake The Disease“. Dann traf uns sprichwörtlich der Schlag. Schon beim dritten Song des Abends kollabierte die Soundanlage, das Publikum hörte keine Musik mehr, aber die Band bewegte sich auf der Bühne weiter. Davon angestachelt begann die Menge noch lauter mitzusingen. Nur noch Fetzen der Musik erreichten das Publikum. 
 
Nach dem Song verließ die Band wortlos die Bühne. Wir waren schockiert! Unser allererstes Depeche Mode Konzert und nach drei Liedern zu Ende? Wegen technischer Probleme? Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Veranstalter auf die Bühne (ich denke, es war Marek Lieberberg persönlich), der uns verkündete „Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben ein technisches Problem“, weiter nix. 
 
Wir waren ratlos und maßlos enttäuscht. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit, und den „Buh!“ und „Geld zurück!“-Rufen der erfahreneren West-Besucher, die man auch auf dem kursierenden Tonbandmitschnitt deutlich hört, erklangen endlich die ersten Töne von „Everything Counts“. Dave kam zurück auf die Bühne gesprungen und unsere Euphorie kannte keine Grenzen. 
 
Nach dem uns damals schon aus dem Film "101" bekannten „Weizenfeld“-Armeschwenken bei „Never Let Me Down Again“ begann der ruhigere Mittelteil des Konzertes.. Bei „Waiting For The Night“ durfte Martin mit Engelsflügeln durch die Halle schweben, allerdings auf der Videowand. Danach begann Martins Solopart, und mit „I Want You Now“ und „World Full Of Nothing“ hatten wir, wie wir später herausfanden, die beiden Standardsongs der Setlist erwischt. Diese waren jedoch nicht weniger beeindruckend, da Martin die Songs, für uns völlig unerwartet, auf der Gitarre vortrug. Bis heute ein echtes Erinnerungshighlight!
 
Mit „Clean“ kam auch Dave wieder zurück und Alan dürfte erstmals live trommeln, wenn zwar nicht an einem richtigen Schlagzeug, dann wenigstens an riesigen paukenähnlichen Gebilden, die noch von einer Hebebühne in die Höhe gehoben wurden. Auch sonst blinkte und bliepste es auf der Bühne an allen Ecken und Enden. Wir gingen über zum Hitteil des Abends. 
 
Die damaligen Konzerte hatten ja wirklich den Vorteil, dass man mangels Internet nicht wusste, was als nächstes gespielt würde, und so war jeder Song quasi die nächste Überraschung. Mit „Personal Jesus“ endete der Hauptteil dieses fulminanten Konzertes. In der Hoffnung auf die eine oder andere Zugabe verharrten wir gespannt in der Halle, schließlich wussten wir damals genauso wenig, wie dieses Zugabendingens funktionieren sollte, hatten aber registriert, dass der eine oder andere Hit noch fehlte, und auch die Leute brav in der Halle blieben.
 
Die Band eröffnete die Extrarunde mit „Black Celebration“, um gleich danach mit „A Question Of Time“ noch eins draufzusetzen. Sollte es jetzt vorbei sein?
Nein, die "Radkappe" schepperte, und in den letzten Minuten wurde mit dem Doppelpack „Behind The Wheel/Route66“ nochmal richtig dick aufgetragen: ein stilsicheres Video, ein sich völlig verausgabender Dave und Martin, der mit seiner Gitarre etliche Runden auf der Bühne drehte, bis er schließlich direkt vor uns stand. 
 
Dann war aber endgültig Schluss. Unter tosendem Jubel der Besucher verließ die Band die Bühne und wir die Arena. Im äußeren Ring warteten wir noch auf diejenigen von uns, die Sitzplätze hatten und unsere weiblichen Mitreisenden überreichten noch ein kleines Geschenk für Daves Sohn Jack an einen der Security-Mitarbeiter vor dem Backstage. Zu fragen, ob wir reindürften, hätten wir uns damals eh nicht getraut. 
 
Waahnsinn! Wir hatten sie endlich endlich live gesehen! Und wieso hatten wir eigentlich nur Karten für ein Konzert? Das muss sich dann ja spätestens zur nächsten Tour ändern! 
 


Was es dann ja auch tat. In der Zeit bis zum nächsten Konzert tobten wir uns in unseren regionalen Diskotheken aus. Durch die Wende machte hier hin und wieder etwas auf oder auch zu. Eine verrückte Zeit. Neben dem "Pasardshik" liefen wir auch gern im Jugendclub Weststraße, im B-Plan, im Fuchbau, im Club M, seltener im Rondell, im Voxxx oder im Kasch aber ziemlich oft in der Stadthalle ein. Mit Aufkommen von Techno und Großraumdiskos, schafften wir es auch ab und zu ins Diskozelt "Sky" in Röhrsdorf oder ins "Airport" in den Chemnitzer Messehallen am Schlossteich. Dort erlebten wir unter anderem ein Konzert der damals für ihre recht originalgetreu nachgebauten Coverversionen von Depeche Mode Songs bekannte Band "Lotos". 

Krönung unseres kreativen Schaffens war unser FC-Magazin "Fearing Message". Eine Mischung aus Depeche Mode Fanmagazin mit den neuesten Platten, Büchern, Diskografie und allerlei Gossip um die Band oder befreundeter Musik, sogar mit einem Poster in der Mitte. Mit seinen insgesamt drei Ausgaben war die "Fearing Message" so beliebt, dass davon sogar Raubkopien angefertigt wurden, die man uns direkt selbst zum Kauf anbot. 

                     Drei Hefte für die Ewigkeit. Die "Fearing Message" war DAS Depeche Mode Magazin für Chemnitz

Neben unserer redaktionellen Arbeit, wagten wir uns auch an die Organisation der damals heiß aufkommenden Depeche Mode Parties. Mit unseren Freunden des FC "Bricks Of Shame" aus Flöha sorgten wir für ein paar recht stabile Mode-Parties auf sächsischem Boden. Einigen Legendenstatus genießen bis heute die von uns organisierten Sausen im Casino Augustusburg (ok, die erste hatten die "Bricks Of Shame" aus Flöha noch selber organisiert), oder im Schlosskeller Freiberg mit jeweils rund 400 Besuchern.

                                      Die originale Kopiervorlage für unsere Party im Freiberger Schlosskeller

Selbst der große und immer etwas über den Dingen stehende FC "New Life" aus Dresden, ließ sich hier zu einer Rezension in seinem hauseigenen "Crocs"-Magazin hinreißen.

 

Für die eher hochnäsigen Dresdner Verhältnisse fast schon eine überschwängliche Reaktion

Neben der üblichen Diskothek, bei der wir akribisch selbt auflegten, sorgte meist die aufstrebende Chemnitzer Nachwuchshoffnung „Inquisita“ als gefeierte Liveband für die nötige Stimmung, allerdings fraßen deren horrende Gagenforderung leider immer unsere ganzen Einnahmen wieder auf. Zum Glück waren die Depeche Mode Fans immer so durstig, dass der Clubbetreiber durch seinen riesigen Umsatz auf eine Saalmiete verzichtete. Heute kaum auszudenken, regelte man sowas damals per Handschlag. Unseren großen Traum, eine derartige Party in der Stadthalle zu organisieren, konnten wir dann leider nicht mehr in die Tat umsetzen, aber wir arbeiten schon seit Jahren an der Idee eines kleinen aber würdigen Revivals innerhalb der Stadtgrenzen. 

Einladungsflyer und Rezension aus der "Fearing Message" zur DM-Party im Casino Augustusburg

Besonders in Erinnerung wird uns auch der Abend im Dortmunder Musikzirkus am 3.Oktober 1991 bleiben, bei der erstmalig das sogenannte "Dave Dancing" stattfand. Unser Sven schaffte es daraufhin sogar in bis die BRAVO. Zum Glück gibt’s da sogar ein Video: 

Die Nachwendezeit brachte uns aber auch nicht bloß Partystimmung. Nachdem jeder so seine Schul- oder Berufsausbildung beendet hatte, trennten sich leider auch die Wege des FC. Einige gingen der Arbeit wegen in die Altbundesländer, mussten zum Bund oder zum Zivildienst, begannen ein Studium oder fingen gleich mit der Familiengründung an. Dadurch zerbrachen leider auch einige Bande des Fanclubs.

Unsere letzte große Aktion, war unsere Reise zum Depeche Mode Konzert nach Stuttgart 1993. Das kannten wir schon von der letzten Tour und wussten somit, wohin. Neben der Organisation von zahlreichen Eintrittskarten und einem gecharterten Reisebus, konnten wir knapp 30 Chemnitzer Fans das Glück ihres Lebens bescheren, indem sie ein Konzert der legendären "Devotional Tour" besuchen durften. Auf der Busfahrt verwirrte das Intro von "I Feel You" unseren Busfahrer so sehr, dass er dachte, sein Kassettenradio wäre kaputt. Herumstehende Einkaufswagen rollen auch mit menschlichem Gepäck recht leicht über den Cannstatter Wasen und "Stackspatchpass" war die Wortschöpfung des Tages. Große Ohrringe mit noch größeren Haken in der Hosentasche, können während eines Konzertes schon recht schmerzhaft sein, und aufgeregte ungarische Fans vergessen auf der Bühne schon mal die eine oder andere Textzeile, zu denen er mit den Worten "He has been here every night!" von Dave persönlich eingeladen wurde. Was für ein würdiger Abschluss für unseren Fanclub!

Später, als die Gruppe sich dann schon so langsam aufgelöst hatte, traf man sich trotzdem meist regelmäßig im UNI Lichtenstein zum BPM-Samstag. Ein schlauer Fuchs hat dort einst ein Video gemacht und der halbe FC "Hopes And Fears" ist drauf zu sehen.

Einige Bünde von damals exitieren noch, andere lösten sich durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens auf, knüpften sich neu oder verschwanden. Erst mit den sozialen Medien und etwas zusätzlichen Schwung, durch das Glück, in Sascha Langes Buch "Behind The Wall" mit aufgelistet zu sein, gelang es uns, den Kontakt wieder etwas enger zu knüpfen. 

Dazu haben wir bis heute nie das Gefühl, diesem Thema in großer Nostalgie hinterher zu laufen. Im Gegenteil, wir sind heute eher sehr sehr Stolz auf unsere damaligen Leistungen. 35 Jahre ist dies nun her. Mittlerweile fällt mir die Erinnerung selbst recht schwer, so eine lange Zeit war das. 

Dass wir unser Fanclubjubiläum im gleichen Jahr feiern dürfen, wie unsere Stadt ihren Titel als Europäische Kulturhauptstadt, macht uns zusätzlich stolz. Wer, wenn nicht Depeche Mode hat entscheidend zur kulturellen Entwicklung in unserer Stadt beigeitragen. Mit einer der größten regionalen Fangemeinden liegt Chemnitz weltweit vorn, und die Parallelen der Chemnitzer Innenstadt mit Depeche Modes Heimatstadt Basildon sind nahezu unübersehbar.    

Just like the "Rosenhof" - Basildon in den 70ern

Wer sich von euch noch an die eine oder andere Anekdote erinnern kann, oder vielleicht auch eine passende Geschichte dazu erzählen möchte, der kommentiere gern oder schreibe uns eine Nachricht, dann würde ich dies im Text gern ergänzen.  

Ein paar Sachen sind über die ganzen Jahre allerdings immer geblieben. Das sind die liebevollen (Rest-)Erinnerungen, die langen und intensiven Freundschaften aus dieser Zeit, die daraus resultierende stete Inspiration, und nicht zuletzt die anhaltende Liebe zu Depeche Mode. 

(stx) #happybirthday #hopesandfears #haf35 #haf_legacy #thingsfromtheattic

Fragen und Aregungen gerne an: dmfc.hopesandfears@gmail.com

Fotos/Collagen: H.Steinbach, Sticker Worldwide, M.Steinbach, A.Franke (Pinterest), D.Klotz, J.Müller, H.Großer, D.Lang, DMFC Black People, DMFC New Life, M.Krause (YouTube)

Kommentare

  1. Ihr wart einfach die Geilsten! Ich erinnere mich gern an die vielen Stunden mit euch zurück, tanzend im Pazardschik. Und megasexy wart ihr auch ;-)

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