"The Fire Still Burns..." - 25 Jahre "Depeche Mode Ultra"

Aus dem lateinischen übersetzt, bedeutet „Ultra“ so viel wie „jenseits“ oder „darüber hinaus gehend“. Etwas, was außerhalb der Norm liegt. Im täglichen Sprachgebrauch bedeutet es meist, dass etwas besonders ist, sowohl im positiven, wie auch im negativen Sinne. 

Unweigerlich denkt man dabei wohl an ein einst massiv beworbenes, sensationelles Spülmittel für spanische Paellapfannen, oder auch an vermeintlich superleistungsfähige Monatshygiene mit demselben Schicksal. Auf der anderen Seite vielleicht aber auch an besonders extreme Fußballfans. 

Und obwohl wir gegenüber den Fußball-Ultras recht unterschiedliche Glaubenssätze haben dürften, empfänden wir es wohl schon sehr schmeichelhaft, wenn man uns als „Depeche Mode Ultras“ bezeichnen würde. 

Der Albumtitel, der heute vor 25 Jahren erschienenen Platte, scheint also weise gewählt. Genauso wie sie sie es bereits 1982 taten, wo der bis dahin stabile Rahmen mit den vier Ecken oder eben den vier Bandmitgliedern plötzlich zerbrochen ward. 

Depeche Mode waren nun ein erneutes Mal nur noch zu dritt, und sie verwendeten 1997 einen knackigen aber unspezifischen Marketingbegriff, um diese veränderten Umstände zum Ausdruck zu bringen. Wie Martin damals treffend bemerkte, waren Depeche Mode nun selbst eine neue, besondere Art, nämlich „Depeche Mode ultra“. 

Depeche Mode behaupteten damals, dass sie die Platte auch deswegen „Ultra“ genannt hätten, weil bisher noch keine andere Band ein Album mit diesem Titel herausgebracht hatte. 

Doch die Jungs irrten sich! 1994 waren die im Osten Deutschlands wohlbekannten „The Inchtabokatables“ schneller und nannten ihre dritte Langspielplatte „Ultra“.

1994 endete auch die körperlich und seelisch für die Band desaströse „Devotional Tour“ mit all ihren abgespeckten kleineren Geschwistern namens „Exotic Tour“ und „Summer USA/94“. 

Als Geschenk an sich selbst, verlässt Alan Wilder nach einem reichlichen Jahr des Nachdenkens an seinem 36. Geburtstag die Band, und Dave kostet derweil sein Rockstarleben in Los Angeles in vollen Zügen und mit allen Widrigkeiten aus. 

Als 1996 die ersten Songs zur damals noch namenlosen Platte aufgenommen wurden, war die Zukunft der Band ungewiss, Dave nicht in der Lage zu singen, und der produktionsseitig bisher sehr stark eingebundene Wilder nicht mehr an Bord. Und so changiert die Fanschar seither zwischen Liebe und Hass für diese Platte. 

Wie wir sofort merkten, hatte sich der inhaltliche Kosmos bei Depeche Mode nur marginal geändert. „Selbstmitleid, Egoismus und Wahnvorstellungen“ hört der Melody Maker aus der Musik der Band und des Komponisten heraus. 

Der Ex, Alan Wilder, wirft der Band prompt vor, diverse Akkordfolgen bei den Beatles geklaut zu haben, nur kommt man hier recht schlecht umhin, darin ein leichtes Angesäuertsein herauszuhören, dass die Jungs nun doch irgendwie, und dummerweise auch noch ohne ihn weitermachen. 

Das "The Boss" Alan in den 13 Jahren seiner Bandzugehörigkeit so ziemlich alle seine Wundersounds irgendwo gesampelt, und damit auch auf seine Art geklaut hat, lässt er dabei natürlich fix unter den Tisch fallen. Möglicherweise hatte Alan sich das alles wohl auch etwas anders vorgestellt und Depeche Mode nach dem ganzen Tour-Tohuwabohu und gesundheitlichen Grenzerfahrungen sowieso schon abgeschrieben. Andy unterstreicht dies auch im EPK-Interview. 

Die restlichen Drei revanchieren sich mit einem genauso knurrigen Statement Richtung Alan, denn mit seinem Weggang wären lediglich "eine Menge alter Keyboards und ein übergroßes Ego" verschwunden. Die Arbeit erfordere nun nicht mehr so viel Kompromissbereitschaft, und wenn man "Ultra" so aufgenommen hätte, wie "Songs Of Faith And Devotion" wäre sie nie fertig geworden. Ende der Durchsage!

Als cleverer Schachzug erweist sich daher die Verpflichtung von Tim Simenon als Produzent. Ein dem britischen Hip-Hop entstammender Künstler, der bis dahin schon relativ große Namen wie Sinead O’Connor, Neneh Cherry oder Björk produziert hatte, und bei dem man seine eigenen extrem erfolgreichen Sachen, alle unter dem Pseudonym "Bomb The Bass", dabei nicht außen vor lassen darf.

In Sachen Depeche Mode trat Tim Simenon erstmals 1989 in Erscheinung. Als Remixer für „Everything Counts“ und „Strangelove“ verpasste er den Songs, die im Zuge von "101" nochmal neu herausgebracht wurden, eine goßraumdiscotaugliche Runderneuerung. Das ganze geschah nur knapp ein Jahr nach seinem ersten eigenen großen Hit „Beat Dis“. 

Er war daher bei Mute und Daniel Miller schon gut bekannt, er war produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit, und sein 1995 erschienenes und ziemlich hörenswertes Album „Clear“ nimmt schon einiges, was uns soundtechnisch auf der "Ultra" begegnet, vorweg. 

Außerdem ist er ein bekennender Depeche Mode-Fanboy, was dem Verständnis für die Band, der Arbeitsweise und der immer noch angespannten persönlichen Situation enorm zuträglich war. Eine ausgezeichnete Wahl, und er gab sich wirklich viel Mühe, den ganzen Zirkus irgendwie zusammenzuhalten und in eine produktive Richtung zu lenken.

Hier in "Clear" reinhören

Nun würde ich aus "Ultra" nicht unbedingt nur die viel beschworene Trostlosigkeit heraushören, obwohl diese zweifelsohne vorhanden ist. "Ultra" ist eher ein Konzeptalbum im klassischen Sinne, dass sich mit dem Abstieg zur Hölle genauso beschäftigt, wie mit der Erlösung nach überstandenen Qualen. Kurzum, "Ultra" ist ein dramaturgisches Meisterwerk!

Gehen wir der Sache also mal auf den Grund:

Barrel Of A Gun

Opener des Albums und gleichzeitig erste Singleauskopplung wurde „Barrel Of A Gun“. Ein rumpelndes Stück Bluesrock, was mit seinem langen Intro die Spannung zu steigern weiß. Zu einem funkigen Basslauf röhrt die elektrische Gitarre, um in der Bridge von einem nervenaufreibenden Qietschen ersetzt zu werden. 

Zu Hochzeiten der CD in Plastikhüllen stiftete dieser Release erstmals einiges an Verwirrung, ob seiner verdrehten Seitenverkehrtheit in den Einlegern. 1997 war die Rückseite das Cover. 

Sowohl textlich als auch im Video, nehmen uns Martin und Anton Corbijn mit auf eine Reise in die Seele eines Künstlers und in seinen Kopf, in diesem Falle wohl Daves Kopf. Wer sonst sollte jemals alles geleugnet, geläutert und sprichwörtlich in einen Gewehrlauf geschaut haben, als Dave Gahan selbst, der harte Junkie, den wohl wirklich nur eine Art Kainsmal noch irgendwie schützen konnte. 

Eine Einführung in eine musikalische Welt des Schmerzes, denn ab jetzt sollte es nur noch dicker kommen.


The Love Thieves

Im getragenen Tempo geht es weiter. In ein sehr zeitgemäßes TripHop-Gewand gekleidet, wäre „The Love Thieves“ in klassischen Depeche Mode Zeiten sicher ein Song gewesen, den Martin vorgetragen hätte. Bestärkt durch sein intensives Gesangstraining, dem Wunsch, es allen beweisen zu wollen, und dem leichten Gospel, singt Dave den Song. 

Vielleicht handelt der Song von fanatischen Fans, oder von unerwiderter Liebe? Die biblische Bildsprache täuscht etwas über die Botschaft des Songs hinweg. Vielleicht, weil der Text genauso gut von Daves Drogendealern handeln könnte, die sich schmarotzend an seinen Tisch setzen und ihn seiner Liebe berauben.

Home

Home wurde als dritte Single aus dem Album ausgekoppelt, und es ist auch die dritte Single der Band, die von Martin intoniert wird. Auf einen gesonderten Single-Remix wurde verzichtet. 

Viele interpretieren „Home“ als Daves vertonten Lebenslauf. Wieder andere hören eine Parabel auf den Tod. Andy hörte eine Ode an die Familie, und Ex-Member Alan hört „Lucy In The Sky With Diamonds“. 

Martin selbst bekennt möglicherweise seine Liebe zu ausuferndem Alkoholgenuss und dem zwiespältigen Gefühl dabei - Sucht und Seligkeit.

It’s No Good

Martin erkannte sofort das Hitpotenzial des Songs und rief Andy an, um ihm zu sagen, dass sie demnächst einen Nr.1 Hit hätten. 

Allerdings verhagelte hier die inhaltliche Thematik im englischsprachigen Raum den Aufstieg zum Superhit. Obsessive Liebe, einseitige Zuneigung, möglicherweise sogar Stalking? 

Da es im ersten Plattenteil angesiedelt, also dem Teil, den man thematisch getrost als „Abstieg zur Hölle“ betiteln könnte, stellt es sehr wahrscheinlich die verzweifelte Suche, die ständige Jagd nach der Droge dar, die man selbst nicht wahrhaben will und sich dabei etwas vormacht. Genauso wie der abgehalfterte Altrocker im Video, der sich immer noch für den Nabel der Welt hält.          

Uselink & Useless

Uselink leitet uns über zum zweiten Teil der Platte. Wir sind nun vollständig im Dunkel der Drogenhölle angekommen. Hoffnungslosigkeit umgibt den Protagonisten. 

Der offenkundige Angriff auf Alan, den viele aus dem Text von "Useless" heraushören wollen, taugt als Deutung meiner Meinung nach nicht, da ich Martin durchaus zutraue, dass ein derartig offensichtlicher und öffentlicher Diss nicht seinem intellektuellen poetischen Stil entspricht. Sowas machen höchstens wir 😉

Meiner Meinung nach verfestigt sich in diesem Song die bereits thematisierte Sucht. Alle Ratschläge, weniger zu konsumieren (man beachte die Schreibweise im Video: „Use Less“) prallen an ihm ab.

Einen Schritt weiter, oder auch einen Song später, tappt er dann in völliger Dunkelheit.


Sister Of Night

Die "Sister Of Night" ist hier die Metapher auf die harte Droge. Die Nachtschwester, die sich auch zu unwirtlichen Zeiten um einen kümmert. Heroin? 

Textlich angelehnt an die ganzen anderen „Sisters“ im Musikbusiness, wie eben „Sister Morphine“ von den Stones - selbes Thema! Der Song ist wohl doch keine Ode an die Sonne, wie andere vermuten. 

Man hört förmlich die Angst, mit der Dave diesen Song aufgenommen hat. Nach den ersten Aufnahmen war er der Meinung, er könne nie wieder singen, spazierte davon, ballerte einen Speedball und war 2 Minuten lang tot. Oh Sister, Sweet Sister! 

Die Legende besagt, dass der Gesang zu „Sister Of Night“ für die Aufnahme nur Silbe für Silbe zusammengesetzt werden konnte. Ein Song ganz tief vom Grund der Hölle. 

Jazz Thieves

Jazz Thieves bringt uns zum 3.Teil von "Ultra". Jazz? Ja! Martin schlägt schon mal verbal die Brücke zu seiner später noch weiter aufflammenden Bluesaffinität. 

Jazz als definierte Mischung zwischen europäischer und schwarzer, nordamerikanischer Musik, bietet schon im Titel einen musikalischen Ausblick auf den Rest der Platte und auf die noch kommenden Jahre und Platten der Band. 

Nach dem drogeninduzierten Abstieg, der Erkenntnis und nicht ganz nüchternen Bestandsaufnahme, folgt nun der optimistische, der befreiende Teil von Ultra.

Freestate

Untermalt von einer freundlich-countryesken Slide-Gitarre beginnt hier die Phase der Selbstläuterung, der Reinigung, der Ausstieg aus dem ganzen Sumpf. 

Die Freiheit wartet auf dich, wenn du deine Gefühle geklärt hast, und sie beginnt bei dir selbst, in deinem eigenen Kopf. Öffne deinen Geist und befreie dich!

Textlich ist „Freestate“ daher sowas wie „Stripped II“, nur dass man sich hier selbst den entscheidenden Impuls gibt. „Step onto the stage“ ist also nicht nur als Aufforderung an Dave gemeint.


The Bottom Line

Ein vom Gospel inspirierter Song über das Finden der richtigen Entscheidung. Die Katze, die immer wieder in den Regen hinausgeht, die Motte die ins Licht fliegt und dort verbrennt, der Drogensüchtige, der immer wieder an der Schwelle zum Tod kniet. 

Unerklärliche Dinge, die man immer wieder tut, obwohl sie gefährlich sind. Am Ende ist es die Sonne, die scheinen wird, und die Liebe wird siegen, denn sie sind für uns die normative Richtschnur, die „Leitlinie“.

Insight

„Insight“ ist der Song, der das ganze Album beschreibt und zusammenfasst. Ein tiefer Einblick in das Innerste der Band, das Innenleben der Protagonisten. Geschunden vom Leben, geläutert von der Weisheit des Alters. 

Aus dem Geist der Liebe erwächst der Wille, alles Schlechte zu korrigieren, geleitet vom Licht. Dieses Lied ist gleichzeitig Grenzerfahrung, Seelentanz, Zusammenfassung und Ausblick, denn "the fire still burns"! 

Junior Painkiller

Nach einer sich nach Ewigkeit anfühlenden Pause klingt am Ende noch das „kleine Schmerzmittel“ nach. Hat man vielleicht der einen oder anderen Suchterfahrung doch noch nicht gänzlich entsagt?

"Ultra" bleibt damit jedenfalls ein Rundumschlag auf Vergangenheit und Vergänglichkeit. Depeche Mode sind mit einem Meisterwerk zurückgekehrt. Was für eine wundervolle Platte! 

"You got to give love" - nichts anderes kann man dafür empfinden!

Auch wenn Martin es noch so oft leugnet, die Texte der „Ultra“ sind entweder Dave auf den Leib geschrieben oder zumindest stark von ihm beeinflusst. Das durchziehende Drogenthema wurde visuell von Anton Corbijn punktgenau umgesetzt, er hat die Thematik der Platte als erster präzise erkannt. 

Martin wusste um die Wichtigkeit von Daves Stimme. Er wollte ihn unbedingt zurück, denn als Soloplatte hätte sie nicht optimal funktioniert. Name und Band „Depeche Mode“ wären Geschichte gewesen. Anton greift dies auf, denn es ist auch höchstwahrscheinlich Daves dunkle Augenpartie, die das Cover ziert! 

Es ist Daves Comeback-Album mit Daves ureigener Geschichte. Eine der wichtigsten Platten von Depeche Mode, die damals genauso gemacht werden wollte, sollte und musste. 

Nach den bis dato kürzeren Epen „Violator“ und „Songs Of Faith And Devotion“ orientiert sich „Ultra“ erstmals an der üblichen CD-Laufzeit von rund 60 Minuten. Es ist das erste Depeche Mode Album, was ohne fremde Samples auskommt. 

Die von Alan Wilder stark geprägte Samplingkultur im Hause Depeche Mode kommt mit „Ultra“ endgültig zu ihrem Ende. Der Zeitgeist war weit voran geschritten und die Technik bot neue Möglichkeiten. Die Band selbst wollte anders aufnehmen und suchte nach neuen Methoden, die Alan gegen Ende des Jahres dann jedoch noch als „ungesund“ bezeichnen sollte, nannte er doch sein neues Recoil-Album so. Seiner Auffassung nach liegen beide Alben, also „Unsound Methods“ und „Ultra“ an unterschiedlichen Polen ihrer jeweiligen musikalischen Auffassung. 

Genau aus diesem Grund hört man auf „Ultra“ keine von John Bonham unwissentlich eingespielten und nie creditierten Drumsounds oder diffuse Streicherarrangements aus alten Italowestern-Soundtracks. Hier wurde erstmals richtig getrommelt, gezupft und die alten analogen Synthesizer neu verstöpselt, und das von einer ganzen Riege an Gastmusikern mit etlichen wohlklingenden Namen:

Victor Indrizzo, der bei „Barrel Of A Gun“ und „It’s No Good“ für die Percussion verantwortlich zeigt, hat im Jahr zuvor das Debütalbum der Queens Of The Stone Age mit aufgenommen. 

Der deutsche Musiker Jaki Liebezeit, der „The Bottom Line“ klanglich veredelt, war in den 70ern Taktgeber der Krautrockband Can.  

B.J. Cole zupfte in den 70ern schon für Bands wie Humble Pie oder Elton John die Pedal Steel Guitar, und Keith LeBlanc hörte man zuletzt auf diversen Nine Inch Nails Platten. 

Danny Cummings gehörte ab 1990 offiziell als Drummer zu den Dire Straits, und Doug Wimbish malträtierte den Viersaiter unter anderem bei Living Colour und den Rolling Stones.

Keith LeBlanc und Doug Wimbish sind sogar zusammen auf dem allerersten Rap-Song („The Message“ von Grandmaster Flash) zu hören, was dann auch erklärt, weshalb Dave eine Textzeile aus „The Message“ auf der Global Spirit Tour in „Barrel Of A Gun“ hineingeschmuggelt hatte. Es war anscheinend eine recht tiefe Verneigung! Vorallem, da auch ein Großteil der Global Spirit Tour eine Verneigung vor "Ultra" war.

Den markant funkigen Beat von Useless hat kein Geringerer als Gota Yashiki von Simply Red zu verantworten, und ein weiteres Mitglied von Simply Red, nämlich Dave Clayton, unterstütze Depeche Mode zusätzlich bei den wenigen Auftritten, die zur Promotion von Ultra gemacht wurden. 

Bei diesen Auftritten erstmals dabei, und zwar auf persönliche Empfehlung von Jaki Liebezeit, ist dann kein geringerer als Christian Eigner.

An der lukrativen Liste der Gastmusiker erkennt man gut die Richtung, die Depeche Mode einschlagen wollten. Ausgeklügelte Arrangements auf höchstem musikalischen Niveau, Handmade meets Electronic und Martins Texte auf dem next Level der Poesie.

Nur waren alle drei Depeches damals gesundheitlich nicht wirklich fit. Keiner wusste, ob die Band überhaupt noch jemand hören will, und ob sie selbst die Qual einer Tour überleben würden. So verzichtete die Band auf eine ausgiebige Konzertreise. 

Es wurden lediglich zwei kurze Konzerte in London und Los Angeles angesetzt, die sogenannten "Ultra Parties". Zum einen wollte man es natürlich allen zeigen, aber man musste es sich irgendwie auch selbst beweisen. Die Arrangements der Platte waren schließlich neuerdings allesamt auf Live-Spielbarkeit ausgerichtet. 

Hier zunächst das Londoner Konzert vom 10.April 1997:

Und das Pendant von Los Angeles vom 16. Mai 1997:

Dass Depeche Mode dabei die pathetischen Synthpop-Tage endgültig hinter sich ließen, gefiel damals bei weitem nicht jedem. Viele bedauerten, dass sie nicht mehr wie früher klangen. 

An dieser Stelle wird die Band oft missverstanden. Depeche Mode klingen jedes Mal genau so, wie sie in diesem Moment klingen wollen. Das war schon vor„Ultra“ so, und setzt sich mit jeder neuen Depeche Mode Platte fort. Das muss auch nicht jedem immer gefallen, und ist auch kein Ausdruck von mangelhafter Kreativität oder Produktion.

Wir selbst waren 1997 weitestgehend angekommen, im neuen Leben nach der Wende, und so weisen uns Depeche Mode wieder einmal den weiteren Weg. "Ultra" war unser Soundtrack, der uns in Richtung Millennium führen sollte.

Unzweifelhaft haben Depeche Mode mit „Ultra“ die nächste Stufe erklommen, und damit sich selbst und uns eine neue musikalische Welt erschlossen. 

Depeche Mode gehen den entscheidenden Schritt in die Zukunft. Sie zeigen, dass es noch nicht vorbei ist, wie manche sogar der Band nahestehende Menschen damals unkten. 

Nach Ultra wurden sie größer denn je! "The fire still burns"...

(stx) 

Fotos: Discogs, Videos: YouTube

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