"There Is So Much Love..." - Eine Bestandsaufnahme zu "Spirits In The Forest" und der "Global Spirit Tour"

Heute vor einem Jahr erschien mit „Spirits In The Forest“ die vorerst letzte neue Veröffentlichung von Depeche Mode. Knapp 2 Jahre nachdem die beiden fulminanten Konzerte in der Waldbühne den Schlusspunkt der „Global Spirit Tour“ setzten. Es wird also Zeit, sich die Veröffentlichung und auch die "Global Spirit Tour" mal etwas genauer anzuschauen.

 

 

Die Tour

 

Mittlerweile ist es ja bei Depeche Mode üblich, vor einer Tour sogenannte Warm-Up-Shows zu spielen, um ein breites Publikum auf das Erscheinen einer neuen Platte aufmerksam zu machen, und natürlich auch um dem einen oder anderen Fan oder Sponsor ein kleines Extraevent zu präsentieren. Es begab sich also, dass Depeche Mode 2017 vor dem offiziellen Tourstart nochmal fix um die Welt jetteten. 

 

So fanden am 06. März 2017 in New York und am 21. April 2017 in Los Angeles zwei Split-Konzerte statt, bei denen die Setlist aufgeteilt wurde in den "neuen" Teil, exklusiv für geladene Fans, und den "Hit"-Teil für die neugierigen Journalisten. Das erste Mal, dass die neuen Songs dann öffentlich gezeigt wurden, war beim exklusiven Telekom Street Gig am 17. März im alten Funkhaus des DDR-Rundfunks in der Berliner Nalepastraße.

 

 

Neben den zahlreichen Pressevertretern wurden für diesen Auftritt die Eintrittskarten per Gewinnspiel in Radio und Zeitung verlost. Wer das Glück hatte, eines der sehr begehrten Tickets zu ergattern, erhielt am Tag vor dem Konzert einen Anruf und kurz darauf eine Mail mit dem Ticket und einen Lageplan für das komplizierte Gelände. Es war das weltweit erste Konzert, was in einem 360°-Stream im Internet übertragen wurde.



Das exotischste WarmUp-Konzert, und auch eines der kleinsten, war sicherlich das vom 26. April 2017. An diesem Abend spielten Depeche Mode vor handverlesenen Fans in einer ehemaligen Freimaurerloge auf dem "Hollywood Forever"-Friedhof.


Auf der sich anschließenden "Global Spirit Tour" spielten Depeche Mode insgesamt 130 Konzerte. Größtes Einzelkonzert mit 70.002 Zuschauern war das auf der Festwiese in Leipzig, gefolgt vom Berliner Olympiastadion mit 68.157 Besuchern und dem Londoner Olympiastadion, wo 65.191 Besucher Platz fanden.

Die kleinsten Locations spielten Depeche Mode außerhalb der WarmUp Shows in der „Santa Barbara Bowl“ (quasi in Martins Wohnzimmer) mit 4.744 Plätzen, gefolgt von Uncasville in Connecticut und der Countryhauptstadt Nashville in Tennessee mit einer Kapazität von je reichlich 6.000 Zuschauern.

Das am wenigsten gut besuchte Konzert in einer wesentlich größeren Halle war das Konzert in der Belarussischen „Minsk-Arena“, die mit 5.565 Besuchern nicht mal zur Hälfte ausgelastet war. Damit bleibt als kleinste reguläre Spielstätte in Europa die „Arena Nürnberger Versicherung“ mit nur 8.749 zahlenden Gästen, diese war jedoch bis auf den letzten Platz und zum Bersten gefüllt. 

 

Beworben wurden die einzelnen Tourneeteile wie üblich mit unterschiedlichen Plakaten. So wurde auf die Stadiontour im Sommer mit dem weißen Hintergrund, und auf die Hallentour mit dem dunklen Bild aufmerksam gemacht. Diese Bilder zierten dann auch die jeweiligen Eintrittskarten.





In ihrer Heimatstadt London spielten sie, wie fast überall, nur zweimal. Eine Ausnahme ist Mailand, wo sie dreimal spielten. Mit vier Auftritten am Stück spielten sie am häufigsten in der "Hollywood Bowl" von Los Angeles. Ebenfalls viermal spielten Sie in Paris, davon war jedoch einer der Festivalauftritt beim Lollapalooza. Damit bleibt Berlin die weltweite Depeche Mode Hauptstadt, wo Depeche Mode satte fünfmal im Rahmen ihrer Tournee auftraten, also zuerst im Olympiastadion, dann zweimal in der Mercedes-Benz-Arena und zum Schluß die beiden Shows in der Waldbühne. Dazu käme sogar noch der 360°-Telekom-Street-Gig im März 2017 oben drauf.

 

Beide Abschluss-Konzerte in der Berliner Waldbühne wurden entgegen der üblichen Praxis nicht unter „Global Spirit Tour“ promoted, sondern liefen marketingtechnisch unter dem Titel „The Final Shows Of The Global Spirit Tour“. Ebenso war an diesen Tagen auch gut zu sehen, dass der Sponsoringrahmen ein ganz anderer war. Hier liegt also die Vermutung nahe, dass Depeche Mode diese beiden Konzerte höchst selbst auf die Beine gestellt und vermarktet haben. Möglicherweise auch nur mit dem einen Hintergrund, die Konzerte aufzuzeichnen bzw. den Dokumentarfilm zu machen. Das erklärt auch den relativ späten Bekanntgabetermin. 

 

 

Warum die Aufzeichnung der Konzerte nicht bereits früher auf der Tour passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Da sie aber in der Regel nur Doppelshows mitschneiden, gab es dazu auch nur 8 andere Gelegenheiten. Möglicherweise war dann aber die Idee, den Film als Fandoku zu machen, der Grund für das Verschieben. Depeche Mode könnten sehr beeindruckt gewesen sein, als ihre Seite beim "Facebook Takeover" von vielen extrem interessanten Geschichten geflutet wurde. Daher scheint es durchaus wahrscheinlich, dass die ursprünglich viel diskutierte Idee, dass das Konzert in Mexico-City hätte mitgeschnitten werden sollen, verworfen wurde. Möglicherweise war es aber auch die in Südamerika komplett anders designte Bühne, die dies verhinderte. 

 

Der Film

Immerhin haben sie sich für den Film dann schon die interessantesten Geschichten herausgepickt. Auch wenn einige Böswillige hier und da die kalkulierte Sensation unterstellen wollen, sind es am Ende doch im Großen und Ganzen alles Geschichten, die das breite Spektrum der Fans und der Vielfalt des Lebens und der Gesellschaft widerspiegeln.

 


Am ehesten können wir uns sicher alle mit Christian identifizieren, teilen wir doch überwiegend ein ähnliches Schicksal als ehemalige DDR Bürger, und können wirklich sehr gut nachvollziehen, wie es sich anfühlte, zum ersten Mal einen originalen Depeche Mode Tonträger in Händen zu halten.

Gut vorstellen kann man sich natürlich auch, wie Depeche Modes Musik bei diversen Schicksalsschlägen des Lebens weiterhilft. Schließlich kann jeder für sich irgendwas extrem Persönliches aus Martins und Daves Texten ziehen. Bei Liz ist es die Unterstützung bei ihrer Krebserkrankung, und bei Carine die einzige Erinnerung nach einem Koma. Diskriminierungen wegen der sexuellen Identität sind leider immer noch weit verbreitet, aber in Deutschland geht man damit glücklicherweise offener um, als in dieser Beziehung erheblich rückständigeren Ländern. Dicken als relativ eitler, aber auch extrem eloquenter Fernsehtyp hat den Sympathiebonus durch die Videos mit seinen Kids, und als junge Mongolin bist du eben so oder so ein Exot in der Fanszene.

Auf alle Fälle zeigt die Doku schön, wie weltumspannend und gerationsübergreifend Depeche Mode mittlerweile funktioniert und in welch großer Familie wir uns eigentlich befinden.


Natürlich haben wir uns bei dieser Gelegenheit auch die restlichen Depeche Mode Live-Videos im Hinblick auf den Inhalt etwas genauer angeschaut. Leider wird ja immer wieder die Kritik laut, Depeche Mode würden auf jedem Live-Video dasselbe veröffentlichen. Das Ergebnis fällt aber wesentlich freundlicher aus, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Seit "The World We Live In And Live In Hamburg" gibt es mit „101“ (hier haben wir nur den reinen Konzertteil auf der Bonus-DVD ausgewertet), „Devotional“, „One Night In Paris“, „Live In Milan“, „Tour Of The Universe: Barcelona“, „Live In Berlin“ und „Spirits In The Forest“ mittlerweile 8 offizielle Livemitschnitte. Darauf zu sehen gibt es Livevideos von insgesamt 86 Songs, davon wurden aber "nur" 27 Songs mehr als einmal veröffentlicht. Die kursierenden Fernsehmitschnitte oder reine Livealben habe ich nicht mit berücksichtigt.

 

 

Absoluter Spitzenreiter unter den "Doppelgängern" ist "Never Let Me Down Again", das nur bei "Live in Hamburg" logischerweise nicht dabei ist und damit auf 7 Releases vertreten ist. Auch "Personal Jesus", "Enjoy The Silence" und"Walking In My Shoes" fehlen auf keinem Release seit ihrer Veröffentlichung, damit sind sie je 6-mal vertreten. "Just Can't Get Enough", "Everything Counts" und "I Feel You" sind jeweils 5-mal am Start. "Stripped", "Behind The Wheel", "World In My Eyes", "Policy Of Truth" und "Precious" 4-mal, womit "Precious" sich damit einreiht, seit seiner Veröffentlichung auf jeder Tour gespielt worden zu sein.

Weiterhin sehr erfreulich ist auch, dass sich nach einiger Stagnation die Quote der bisher noch nie auf Live-Video veröffentlichten Songs auf „Spirits In The Forest“ wieder erhöht hat. Nach zuletzt lediglich 8 neuen Songs von insgesamt 25 auf "Tour Of The Universe: Barcelona" und von 21 auf "Live in Berlin", sind auf der "Spirits In The Forest" ganze 10 der insgesamt 20 Songs welche, die noch nie auf einer Live DVD zu finden waren, darunter, neben den 3 neuen Martin-Stücken und den "Spirit"-Songs auch "Useless" und das exklusiv fürs Abschlusksonzert wieder hervorgeholte "Heroes"-Cover. 

 


Besonders auffällig an „Spirits In The Forest“ ist der Audio-Mix, der sowohl großes Lob, als auch viel Kritik erfahren hat. Ist er doch dieses Mal erheblich publikumslastiger als auf früheren Veröffentlichungen. Im Surround-Mix bekommt man den Eindruck, wirklich mittendrin im Geschehen zu stehen, so laut und deutlich sind die Konzertbesucher, selbst mit ihren Zwischenrufen zu hören. Nun könnte man annehmen, dies täte dem ausgezeichneten Liveklang der Band schaden, tut es aber nicht.

Ebenfalls auffällig, ist die außergewöhnliche Publikumsfixierung des Filmenden. Extrem viele Aufnahmen fangen das Publikum ein, zeigen es von der Bühne aus, beziehen es so in den Film mit ein, so dass man erkennt, diese Leute sind auch mit gemeint, wenn es um den "Spirit" und die Familie Depeche Mode geht. Wenn es in der Konzertversion von „Sprits In The Forest“ nur auffällt, wenn man darauf achtet, ist es in der Dokumentarversion ziemlich unübersehbar. Denn „Sprits In The Forest“ ist nun mal eigentlich kein klassisches Livekonzert, es ist eine Fandoku.

Diese Publikumsnähe liegt zum Großteil an den verwendeten beweglichen Kameras auf und vor der Bühne. Wer bei den Konzerten in Berlin dabei war, kann sich sicherlich noch daran erinnern, wie Anton Corbijn seine Kameraleute stetig dirigierte und nur selten selbst zum Apparat griff. In einer solchen Situation entstand auch die in meiner Auffassung als Hommage an „101“ gedachte Szene, in der Dave beim Gang auf den Catwalk die Kamera hinter sich her winkt, ihm zu folgen, eben genau wie bei „Just Can’t Get Enough“ auf der „101“. Das im Abspann „Pimpf“ läuft, verstärkt m.E. auch die These der Hommage und zu einem weiteren Indiz kommen wir gleich noch. Genau 30 Jahre später kann dies damit durchaus als Entwicklungsdokumentation und als großes Dankeschön gesehen werden. 


 


Nach wie vor bewegt sich Dave extrem viel, und viele der Songs werden auch mit entsprechenden Gesten unterstrichen, die recht ausladend und übertrieben sind. Er bedient damit sowohl die Rockstar-, als auch die Clownpose. Allerdings macht er dies nie bei ernsthaften Songs. Die Parodie auf den Rockstar in sich selbst bringt er nur bei Songs, die seiner Meinung nach etwas angezählt sind und wohl nur noch gespielt werden, weil sie es müssen. Er karikiert sein Sexgottimage besonders bei „World In My Eyes“ und dem herzhaften Griff in seinen Schritt mit dem Kommentar „You know that‘s all“.

Auffällig ist auch sein „Ententanz“ beim ausufernden Schlagzeugsolo und die gemeinsame „Anbetung“ des Keyboarders Peter durch Martin und Dave am Beginn von „Enjoy The Silence“. Wenn man will, kann man dies natürlich auch als kleinen versteckten Seitenhieb auf Alan und seine damalige mutmaßliche Geniarbeit, den Song umzuarbeiten, deuten.

Martin wechselt bei jedem Song die Gitarre und hat nur noch sehr wenige Songs am Keyboard zu spielen. Neben seinen vielen Gretsch-Modellen, sind auch immer wieder einigen Fender-Klassiker am Start. Wer mehr zu Martins Gitarrenspleen wissen möchte, schaut einfach mal hier vorbei: equipboard.com/pros/martin-gore/gear/guitars. Wenn er dann doch mal die Tasten bedient, wird er auch dabei von Dave ziemlich veralbert, wie dem Mitzählen am Anfang von „Everything Counts“.

Martins selbst gesungene Songs sind eigentlich wie immer ziemlich outstanding, und auch die exotische Auswahl macht die BluRay/DVD zu einem lohnenden Kauf. „The Things You Said“ wurde zuletzt auf der „Tour For The Masses“ und „I Want You Now“ auf der „World Violation“ gespielt. Beide also um die 30 Jahre nicht, und das etwas jüngere „Insight“ ist und bleibt einfach ein umwerfender Song, egal ob von Dave oder Mart intoniert.

Auch gab es zum 20.Jubiläum von „Useless“ ein neues Video von Meister Corbijn spendiert. Das sehr deutlich an „Subterranean Homesick Blues“ angelehnte Video ist meines Erachtens ebenfalls eine große Hommage an den Regisseur von „101“ D.A. Pennebaker, der damals 1967 (50 Jahre, sic!) auch eben dieses Video von Bob Dylan zu verantworten hatte. Beide Videos sind übrigens in London entstanden. Das zu „Useless 2017“ wurde auf dem Dagenham Wochenmarkt am Ufer der Themse gedreht. Und wer sich für Autos interessiert, der im Video verwendete Pickup ist ein „Datsun 620“ aus den 70er Jahren. 

 


Überhaupt war die gesamte „Global Spirit Tour“ eher eine „Ultra“-Tour, denn es wurden insgesamt ganze 6 Songs der Ultra zur Aufführung gebracht. Das ist dann sogar einer mehr, als vom namensgebenden aktuellen Album „Spirit“.

Die Songs

Auf allen 130 Konzerten der Tour wurden bei einer Setlist von den regulär üblichen 20 Songs ganze 9 Songs bei jedem Konzert gespielt, darunter natürlich der Opener „Going Backwards“ und „Cover Me“ von der „Spirit“, weiterhin „A Pain That I’m Used To“, das komplett renovierte „Everything Counts“ sowie „World In My Eyes“ und natürlich die Songs, die irgendwie nie fehlen dürfen „Personal Jesus“, „Walking In My Shoes“, „Enjoy The Silence“ und „Never Let Me Down Again“.

Bei "World In My Eyes" ist euch sicherlich aufgefallen, dass Anton Corbijn neben das originale Augengestenfoto von Dave auf der rechten Seite der Videowand, eine aktuelle Neuaufnahme links daneben platziert hat. Höchstwahrscheinlich sind beide Fotos auf der Dachterrasse des New Yorker "Metropolitan Museum Of Art" entstanden, da im gesamten Centralpark keine derartige Anhöhe zu finden ist, von der aus man über die Bäume blicken kann, und man das markante Gebäude links von Dave, das "Beresford" erkennt. Gleich neben dem "Beresford", allerding nicht mehr im Bild zu erkennen, befindet sich das "Dakota-Building", vor dem John Lennon erschossen wurde.

 

„In Your Room“ wurde mit seinem tollen Begleitfilm mit den beiden Tänzern auch bei jedem Konzert gespielt, und wirklich nur beim aufgezeichneten Abschlusskonzert in der Waldbühne zugunsten der an diesem Tag erheblich veränderten Setlist weggelassen. Bei der Dame des tanzenden Paares im Video handelt es sich um Acacia Schachte, die gegenwärtig im "Königlich Flämischen Ballett" in Brüssel engagiert ist. Jason Kittelberger tanzt den männlichen Part und hat unter anderem als Tanztrainer für Emily Blunt oder Benedict Cumberbatch gearbeitet. Dass es diese wirklich außergewöhnliche Version der Untermalung von "In Your Room" am Ende doch nicht auf die erhoffte 2-Tages-Version von "Spirits In The Forest" geschafft hat, ist extrem schade.

"Walking In My Shoes" bildete dieses Mal das mittlerweile wohl obligatorische Berlin-Video. Wer also auch mal so eine "köstliche hausgemachte Linsensuppe", damals für 4,50 € verspeisen möchte, muss dazu in die Bürknerstraße in Neukölln zu "Klötze und Schinken". Anton Corbijn hat auch hier wieder ein Händchen für exzellente Auswahl seiner Schauspielenden bewiesen. MIKEY.Woodbridge (so die eigene Schreibweise) spielt die Person im Video. Wer mehr über dieses schauspielende, tanzende, malende und singende Multitalent wissen möchte, kann dies über die Website www.mikeywoodbridge.com herausfinden.

 

„Stripped“ fehlte auf der Tour nur ganze fünfmal, dafür fehlte „Barrel Of A Gun“ im regulären Set gar nicht und wurde nur bei den 13 Festivalshows in 2018 und beim Abschlusskonzert nicht gespielt, übrigens genauso wie „Home“.

Vom Album „Spirit“ wurden lediglich noch die Songs „Where’s The Revolution“ (114-mal), „Poison Heart“ (59-mal) und „So Much Love“ (58-mal) gespielt. „“Fail“ und „Scum“ kamen lediglich bei den zwei oben genannten, gesplitteten WarmUp-Shows zu Live-Ehren. Da dort aber absolutes Handyverbot herrschte, gibt es davon auch leider keinen Mitschnitt.

Am anderen Ende der Skala täuscht der Eindruck nämlich etwas! Obwohl „I Want You Now“ für “Spirts In The Forest” aufgenommen wurde, wurde es auf der Tour nur 20 magere Male gespielt. Genau wie „The Things You Said“ lediglich zwölfmal zu Ehren kam.

Das etwas angejahrte „Just Can’t Get Enough“ wurde erst wieder 2018 bei den Festivals gespielt, deshalb insgesamt nur 14-mal und ist beim Abschlusskonzert wohl als das zu werten, was er auch im Film darstellt, ein Bonussong und Crowdpleaser. Von mir aus, hätten sie das auch ganz weglassen können, oder sich besser noch ein stimmungsvolleres Ende überlegen sollen, denn es ist wirklich ein Song, der nicht allzu gut gealtert ist. Wehmütig denke ich da an die "Touring The Angel" oder die "Tour Of The Universe" zurück, bei dem "Goodnight Lovers" oder "Waiting For The Night" einen wirklich emotional ergreifenden Abschluss bildeten.

Natürlich nehme ich Ihnen auch nicht ab, dass „Just Can’t Get Enough“ so spontan zur Aufführung kam, wie es im Film dargestellt wird: die Jungs besprechen sich nur fix, und "hey, klar wir machen noch eins. Weil ihr es seid, und weil es heute so schön ist", und so weiter. Trotzdem zeigt es aber wieder mal eindrücklich, welchem Humor die Band fröhnt, und wie sie auch das ganze Business und sich selbst hübsch aufs Korn nehmen. Womit wir dann schon wieder bei Daves Posen und zuletzt beliebtem Michael-Jackson-artigem Gequietsche angekommen wären, oder bei "Stadt XY, you really are the best!"

Die rarsten Vorträge auf der „Global Spirit Tour“ waren dann noch „Policy Of Truth“ mit 9 Aufführungen und „Sister Of Night“ mit 6. „Black Celebration“ wurde ganze dreimal gespielt und „Shake The Disease“ zweimal. Den Exotenbonus holen sich „But Not Tonight“ und „Halo“ mit je einem Auftritt, sowie „Little Soul“ als Einzelstück bei der WarmUp Show im Berliner Funkhaus, siehe oben.



 


Bedenklich für Fans, die gerne auch mal zwischen den Zeilen lesen, bleibt jedoch die erheblich veränderte Abschiedszeremonie, bei der es anstatt „See You Next Time“ plötzlich hieß „We’ll See You All Some Other Time“ und wir wollen hoffen, dass dies nicht das bedeutet, was viele da hineininterpretiert haben.

Aber selbst wenn es so wäre, hätten wir eine fantastische Tour und zwei megastarke Abschluss-, in diesem Falle dann ja Abschiedskonzerte erlebt. Mit der BluRay könnten wir uns noch eine Weile über den Verlust hinwegtrösten. Deneben sollten wir auch extremst dankbar sein, immerhin 30 Jahre seit dem Fall des eisernen Vorhangs, und damit 3/4 der Bandgeschichte aktiv miterlebt haben zu dürfen. 

 

Da die Jungs über die Jahre aber einfach mal richtige Rampensäue geworden sind, werden sie und wir wohl doch irgendwann nochmal wieder raus müssen, in so ein riesiges Stadion...

(stx)


Daten: Depeche Mode Live-Wiki, Google, Setlist.fm

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