"On The Edge Of Tomorrow. Looking Forward, Listening Forward..." - 20 Jahre Remix-Album Nr.1

Den ersten Versuch, ihre stets einzigartigen Remixe als Album zu präsentieren, machten Depeche Mode im Zuge der Veröffentlichung von "The Singles 86-98". Beim Erscheinen ihrer zweiten Greatest Hits Compilation flankierten sie die Kampagne durch zwei Promo-Scheibchen namens "The Remixes 81-85" und "The Remixes 86-98" mit ein paar handverlesenen Maxi-Versionen der auf der Singles-Compilation enthaltenen Songs.

Innerhalb der Band wurde man sich so langsam dem tiefen Einfluss bewusst, den die vier Jungs auch bei diesem Thema hinterlassen haben. Der Erfolg dieser Remix-Promos war dann wahrscheinlich auch die geistige Geburtsstunde des ersten "offiziellen" Remixalbums der Band - "Remixes 81-04". 


Sechs Jahre nach der besagten Singles-Sammlung und nur knappe drei Jahre nach dem letzten Album "Exciter" erschien also "Remixes 81-04", mit einem ja geradezu klassischen Chronologietitel. Eingeläutet wurde diese für uns Fans unerwartete Platte mit der ebenso unerwarteten Vorabsingle "Enjoy The Silence 04"

Die musikalische Wiederverwertung alten klassischen Depeche Mode Stoffs kannten wir bisher nur von der 1989er Neuauflage zu "Everything Counts" in der Liveversion. Völlig neu für uns, war die Wiederaufbereitung unter Mithilfe zeitgeistig äußerst angesagter und medial gehypter Rockbands. 

Für die aufgehübschte Single-Version des Megahits fiel die Wahl auf die mit taufrischen Hitparadenehren gesegneten Kalifornier "Linkin Park", beziehungsweise auf dessen multitalentiertes Mastermind Mike Shinoda. Nach den ersten Jahren in seiner Band begann er ab dem Jahr 2000, auch Remixe und Produktionen für andere Künstler zu übernehmen. 

Mit dem Remix zu einem ihrer größten Hits, sollte er auch Depeche Mode ein zeitgeistiges und modernes Gesicht geben. Die Band versuchte nun endgültig, den ihr immer noch anhaftenden Mief der 80er Jahre hinter sich zu lassen. 

Dazu outete sich auch der Rest von "Linkin Park" als veritable Depeche Mode Fans, und - man höre und staune - plötzlich hatten auch die Depeche Mode Fans, die sonst eher die Retro-Elektrowelle schwimmen, eine neue, verwegene und gitarrenlastige Lieblingsband.

Erstmals wurde uns hier der schier unermessliche Einfluss unserer über die Jahre liebgewonnenen depechigen Techno-Teddies auf die moderne Popmusik vor Augen geführt. Wobei man neidlos anerkennen muss, dass das moderne Gitarrengewand "Enjoy The Silence" auch verdammt gut steht.

Im Fahrtwind der Singleveröffentlichung wurde gleich noch die nahezu komplette Créme de la Créme des internationalen DJ-Handwerks aufgeboten.

Timo Maas und Ewan Pearson nahmen sich ebenfalls "Enjoy The Silence" vor, dazu wurden noch etliche alte Hits der Band durch den Disko-Wolf gedreht. "Something To Do" bekam eine Rundumbehandlung durch Black Strobe, "World In My Eyes" durch Cicada und sogar das ikonische "Photographic" blieb nicht verschont, ihm widmete sich Rex The Dog. 

Eine völlig unerwartete Version präsentieren uns Goldfrapp, die beliebten Labelkollegen von Depeche Mode, vom Crowdpleaser "Halo", der uns dann auf der "Delta Machine Tour" sogar noch einmal live begegnete, und auch Depeche Modes Webmaster Daniel "The BRAT" Barassi durfte "Mercy In You" einmal auf links drehen, nachdem er 2002 schon einige Exciter-Remixe zusammengebaut hatte.

Erschienen ist dies alles auf drei CDs und auf drei 12"-Maxis, wobei die Tracklists aller sechs Scheiben recht unterschiedlich ausfallen. So nennen sich auch nur die erste 12"-Single, aber alle drei CDs "Enjoy The Silence 04", L12- und XL12-Maxi firmieren unter "Remixes 04".

Durch diese bereits recht enorme Songvielfalt, bieten die in diesem Rahmen noch erschienenen, zusätzlichen Promo-Scheiben lediglich das "Ewan Pearson Extended Instrumental" als "Promo-Exklusives" Extra. Wer diesen Remix von "Enjoy The Silence" sucht, der findet ihn trotzdem noch digital in der iDMBOX1 ("Depeche Mode Complete", 2006) bei iTunes.

Vor lauter Angst, dass das bevorstehende Remixalbum nur vollständig neue Neuinterpretationen bereit hielt, waren wir entsprechend skeptisch. Haben sie wirklich alle ihre Hits durch den Wolf drehen lassen? Was würde uns erwarten? Immerhin war die Platte ja vollmundig schon als große Box angekündigt worden, und so richtig angefreundet mit dem neuen Sound hatten wir uns wohl immer noch nicht recht.

Adressatengerecht und umsatzsteigernd bastelten Depeche Mode für das Album ein paar ordentliche Formate für jeden Geschmack zusammen. Der devote Fan kauft eh alles, dazu natürlich auch mehrfach, aber der geneigte Gelegenheitskonsument und vorallem der taschengeldknappe Nachwuchs-Entdecker entscheidet sich bewusst für das passende Format. Auch hier hatte die Band wieder den richtigen Riecher.

Als wunschlos-glücklich-Paket bekamen wir eine umfangreiche und in Sammlerkreisen mittlerweile extrem beliebte 6-LP-Box mit der klassisch den Greatest Hits vorbehaltenen Katalognummer MUTEL8, dazu eine Doppel-CD (CDMUTEL8) mit den "Klassikern", eine einfache CD (LCDMUTEL8) mit den ausgefalleneren und neueren Stücken, sowie eine 3CD-Box (XLCDMUTEL8) mit Allem.

Ganz zeitgemäß, lockte man die damals multimedial noch relativ unbedarften Fans auf die Internetseite der Band, und was man dort fand, war nicht weniger beeindruckend. Auf der europäischen Version der 3er CD-Schachtel prangte bereits in dicken Lettern "Plus Secret Website Access" und man fand nichts Geringeres als einen zusätzlichen dicken Digitalrelease der Katalognummer ZMUTEL8 mit 13 weiteren raren Remixen. Zu schade, dass diese Website heute nicht mehr erreichbar ist.

Viel und heiß diskutiert wurde die Entwicklung der Remixe über die Jahre stets auch unter den Fans. Etliche sehnen sich die "Extended Versions" der ersten Jahre herbei und vergessen dabei, dass sich neben der Musik auch das Konsumentenverhalten weiterentwickelt hat, und sich der Künstler nicht ausschließlich am ästhetischen Empfinden seiner ihn Anbetenden orientiert.

Depeche Mode waren bei diesem Thema immer am Ball. Der ausgeprägte Jagd- und Sammeltrieb der meisten Depeche Mode Fans steht hier manchmal mit dem jeweiligen individuellen musikalischen Geschmacksempfinden in hohem Kontrast. Auch wenn es nicht gefällt, in den Schrank gestellt muss es trotzdem werden.

Eine derart progressive Band wie Depeche Mode kann und will im knallharten Musikbusiness nicht im Abseits stehen. Sie waren immer nah am Puls der Zeit, ob das den alteingesessenen Fans gefallen hat, oder nicht. Neue Fans konnten sie damit jede Menge gewinnen, wie man zweifelsfrei bei ihren Konzerten sieht. Einen nicht unbeträchtlichen Anteil beim damals noch jungen Publikum verdanken sie auch "Remixes 81-04".

Denn die 3CD/6LP-Box bietet ein breites Potpourri an 24 Jahren Depeche Mode Remixen. Wie man im dudelfunkigen Formatradio vollmundig sagen würde "das Beste der 80er, 90er und 00er Jahre", von allem, was bisher auf Depeche Mode Maxi erschienen ist, oder halt bis dahin noch nicht. 

Von den insgesamt 37 Titeln der Box (mit dem Online-Bonus wären es sogar glatte 50!) stammen lediglich zwölf von klassischen Maxisingles, dazu kommen zehn Remixe von den beliebten "limitierten" L-Maxis, es gibt ganze fünf geremixte B-Seiten, dazu drei relativ rare Remixe und allein sieben neue Stücke. 

Wir beginnen den Reigen mit den beliebten "Split Mix" zu "Never Let Me Down Again", dem Tanzbodenkracher mit dem namensgebenden Split in der Mitte von der orangen Maxi-Single aus dem Jahre 1987, dieser wird gefolgt vom bekannten "Capitol Mix" von "Policy Of Truth". Danach kommt (zumindest auf der CD) der neckische "Rio Mix" von "Shout", der seine damalige A-Seite "New Life" locker in den Schatten stellte, dicht gefolgt vom Remix zu "Home", den die französischen House-Techniker Air, die damals extrem angesagte Künstler der Dance-Szene waren, zusammenbauten. Hier begegnet uns ein relaxter, triphop-inspirierter "Around The Golf Mix".

Nach dem allseits bekannten und beliebten "Blind Mix" des Gassenhauers "Strangelove", landen wir mit dem "Spiritual Guidance Mix" zu "Rush" direkt auf dem Rave-Floor einer Londoner Diskothek anno 1993, um direkt danach mit den Jungs von Renegade Soundwave und ihrem "Afghan Surgery Mix" zu "I Feel You" genau an gleicher Stelle ekstatisch weiterzutanzen. 

Danach wechseln wir auf den Hardtechno-Tanzboden mit einem der längsten Remixe, die für Depeche Mode je gemacht wurden, dem "Hard Mix" der Jungs von Underworld (ja, die mit "Born Slippy") und "Barrel Of A Gun". 

Im Hause Depeche Mode wurden sogar Coverversionen geremixt. Bei "Route 66" durften beispielsweise die Beatmasters ran. Danach reisen wir vorwärts ins Jahr 2001 und finden uns mit "Freelove" (DJ Muggs, ja genau der von Cypress Hill) und "I Feel Loved" (Chambers) auf zwei völlig unterschiedlichen Etagen der Postrockdisko wieder. Der DJ Muggs Remix läuft hier zwischen Strokes und den White Stripes, während Chambers eher den Black Music Floor im Sinn hat. Der klassische "Schizo Mix" von "Just Can't Get Enough", den die Jungs vor Äonen noch höchst selbst fabriziert haben, beschließt dann die erste CD.

L-Maxi-Alarm ist dann auch gleich auf CD2. Der "Pump Mix" zu "Personal Jesus" pumpt frisches Blut in unser Tanzbein, und einen ordentlichen House-Rave im Stile der späten 80er kredenzt uns "Mode To Joy" von "World In My Eyes". Danach gibt es den ersten Kracher der ganz ganz frühen Depeche Mode-Jahre, den "Combination Mix" zu "Get The Balance Right". Der Mix, mit dem sie damals auch in amerikanischen DJ-Kreisen erstmals wahrgenommen wurden. 

Der allererste Mix, mit dem Depeche Mode 1989 ihren bis dahin gewohnten Extended-Version-Stil wirklich verließen, war der ultracoole "Absolut Mix" (Everything Counts) von DJ Alan Moulder, dem damaligen Assistenten von Flood, dessen Mix uns von der limitierten 10" Maxi mit den Postkarten und dem Briefumschlagcover bekannt ist. Darauf folgt das legendäre Stück "Breathing In Fumes", was vorrangig aus vollständig umgebauten Samplebeiträgen zu "Stripped" besteht, jedoch einen eigenständigen Track darstellt. Zusammengebastelt wurde das gute Stück von Thomas Stiehler, der unter anderem auch für Marillion, Running Wild, Killing Joke oder Trio die Longplayer final mixte.

In der stroboskopgetränkten Großraumdisko landen wir wieder mit dem "Kill The Pain Mix" (Painkiller) von DJ Shadow, damals Projektmitarbeiter des Technokollektivs UNKLE, der mit einer unverkennbar schwarzen Bluesstimme den Schmerz einfach wegrappt. Wir bleiben in der Disko, wechseln aber hinüber zum beschaulichen Chill-Floor. Die beiden Österreicher Peter Kruder & Richard Dorfmeister liefern einen ultralangen Mix ab, den sie gleich auch noch auf ihren eigenen Alben mit verarbeiten. "Useless" ist nicht nur einer der besten Songs, auch dieser Remix ist wahrscheinlich einer der besten je für Depeche Mode gemachten. 

Aus der relaxten Kifferathmosphäre werden wir jäh herausgerissen, wenn danach der stark von Primal Scream und einer Prise Grunge inspirierte "Jeep Rock Mix" zu "In Your Room" lospoltert, bei dem kurioserweise die Triphopper Portishead an den Reglern saßen. Danach bleiben wir gleich bei den Gitarren, allerdings akustischen, die sich erneut in ein mäanderndes Technogewand eingebettet pudelwohl fühlen. Der britische DJ Dave Clarke erhebt "Dream On" zu einer träumerischen, trippigen Saitenzupferei.

Der Niederländer Speedy J schickt uns danach auf eine ecstasyinduzierte Reise in die dunklen Keller und Tresore der Love Parade, "It's No Good" donnert durch die Boxen und man sieht vor Trockeneisnebel kaum die Hand vor Augen. Wir behalten das Tempo bei und gehen nahtlos in den von uns früher liebevoll "Scherbel Mix" genannten Burner von Dub- und Reggaemeister Adrian Sherwood für "Master And Servant" über, der "ON-USound Science Fiction Dance Hall Classic". Genau so klingt der auch!

Die recht lange und gefällige Version von "Enjoy The Silence" von Timo Maas, die wir schon von der Maxi kennen, bringt die zweite CD zum Abschluss. Ihr kennt ihn vielleicht aus dem Radio von seiner Kollaboration mit Brian Molko von Placebo und dem Song "First Day".

Die dritte silberne Scheibe startet wieder mit üppigem L-Maxi-Alarm. Unser geliebter Flood basteltete uns diesen Remix zu "A Question Of Lust", der damals außerhalb von Deutschland nur auf Kassette erschienen ist. Nur Intercord legte damals eine Vinyl auf, mittlerweile findet man ihn auch in der "The 12-Inch Singles"-Box zur "Black Celebration". Der folgende "Random Carpet Mix" ("Walking In My Shoes") stammt ebenfalls von einer nett anzusehenden und hübsch schwarz-weiß-glänzend limitierten Vogelfrauenmaxi. Rave-Alarm voraus! 

Etwas skurriler wird es danach wieder mit einem musikalischen Experiment der Frühphase. Dubmaster Adrian Sherwood verquirlte einige Schepper-, Schnipps- und Zonkgeräusche aus "People Are People" mit dem Hit "When I Woke Up This Morning" von den Citadels und fragte ganz kess "Are People People?" Ein Muster, was sich später noch Charly Wilder oft und gern zu Nutze machen sollte. 

Sein Faible für Elektronik und insbesondere Kraftwerk kann auch ein Daniel Miller nicht leugnen, wenn er sich an "World In My Eyes" vegreift. Danach wird es wieder exotischer. Danny Tenaglia, der mit seiner "Labour Of Love"-Serie namens Dub und Edit sowie Radio Edit, Mix Edit und einem Instrumental fast die gesamte Remixpalette von "I Feel Loved" abdeckt, schickt uns hier mit dem "Dub Edit" fast zwölf Minuten lang auf den Progressive House Floor, bis der Arzt kommt. Genauso bewegungsintensiv geht es weiter mit dem bis dato nur auf Promo erhältlichen "Club 69 Future Mix" zu "It's No Good" auf dem Tribal-Techno-Floor. 

Danach beginnen die komplett neu gestalteten Mixe. Den Auftakt macht Rex The Dog, auch bekannt als JX mit einem stark an 80er Jahre und "Radio GaGa" gemahnenden "Photographic". Man nenne es Blasphemie oder gar Leichenfledderei, tanzen kann man dazu absolut. Den cineastischen Sound eines 70er-Jahre Streifens bringt uns dann das spätere Tangerine Dream Mitglied Ulrich Schnauss ins Heimkino getragen. "Little 15" schwebt auf dicken Keyboardflächen in den Outer Space. 

Der Kopf wieder frei, bläst uns dann der staubtrockene "Headcleanr Rock Mix" zu "Nothing", mit einem Gitarrengewand, was dem Song erstaunlich gut steht. "Exciter"-Produzent Mark Bell bastelt uns danach als LFO einen minimalistisch pumpenden Techno um "Lie To Me" mit seinem "The Pleasure Of Her Private Shame"-Mix. Der französische Tanzmeister Colder spendiert uns hernach noch eine herrliche Runde technoid-verhackstücktes "Clean", und die Platte neigt sich endgültig dem Ende zu. Der bereits bekannte Goldfrapp-Mix zu "Halo" und das als Single veröffentlichte "Enjoy The Silence" (reinterpreted by Mike Shinoda) beschließen den Reigen fröhlicher und beschwingter Tanzmusik.

Zunächst! Denn ab 2004 beginnt eine für die Band geradezu ausufernde Remix-Phase, die bis zum zweiten Remixalbum "Remixes 81-11" anhält. Man denke dabei besonders an die Releases zur "Best Of" und zu "Martyr", unter anderem mit dem Dirty South Mix zu "Just Can't Get Enough", oder an die allumfassende "Box Of The Universe" mit ihren schier endlosen Bonus-CDs.

Die Linernotes zur Platte versuchen, die Bedeutung Depeche Modes innerhalb der sich parallel mit der Band entwickelnden Remixkultur entsprechend einzuordnen. Paul Morley ist ein britischer Musikjournalist, der die Band von frühesten Tagen an begleitet hat.

"PAUL MORLEY > LONDON > 24.08.04
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Am Anfang, etwa zu Beginn der 1980er Jahre, tauchte die 12"-Single auf. Sie war etwas Neues, und niemand wusste so recht, was sie eigentlich war. Sie glich einer Maxi-Single, war jedoch so groß wie ein Album und enthielt neben einem B-Seiten-Track und der Originalversion des Songs eine weitere Version der Single, die zwar ähnlich war, aber auch etwas anders. Diese Version war länger, oft härter, vielleicht tanzbarer und manchmal seltsam. Sie ähnelte dem Original, war jedoch teils instrumental, teils gesungen, oder begann mit einem instrumentalen Intro, gefolgt vom eigentlichen Song, der dann möglicherweise durch ein weiteres instrumentales Zwischenspiel unterbrochen wurde, bevor er schließlich in einem Outro ausklang. Der Song wurde erweitert, überarbeitet, verändert. Das war der Remix. Viele behaupten, sie hätten den Remix erfunden – P. Diddy war nur der jüngste und vielleicht albernste unter vielen.

Die Geschichte des Remixes reicht zurück bis in die Computerträume der frühen 80er, die Disco-Wolken der 70er, die Reggae-Experimente der 60er und zu Joe Meek, einem Soundtüftler aus einem London jenseits des Mainstreams. Aber niemand hat den Remix allein erfunden; es lag einfach in der Luft. Es war klar, dass es so kommen würde. Doch Depeche Mode kann man durchaus zugestehen, dass sie dabei waren, als die Idee des Remixes zu einem bedeutenden kommerziellen und kreativen Faktor wurde. Sie sind auch fast ein Vierteljahrhundert später noch präsent, in einer Zeit, in der Popmusik ohne Remixe kaum mehr vorstellbar ist. Sie haben den Remix über die Jahre begleitet, sich mit ihm weiterentwickelt und ihn genutzt – von der Zeit, als er nur eine Art Werbegag war, um die Lebensdauer einer Single zu verlängern, über seine zentrale Rolle in der Pop- und Dance-Kultur, bis hin zu einer eigenständigen Kunstform. Die Remix-Geschichte von Depeche Mode ist zugleich eine Geschichte des Remixes selbst.

Depeche Mode sind eine einflussreiche Elektro-Pop-Gruppe, die Anfang der 1980er entstand und sich in einer Reihe mit Bands wie Human League, Ultravox, OMD, Gary Numan und Soft Cell wiederfindet. Sie waren quasi das "Basildon Kraftwerk", das jugendliche Roxy, die "Essex Beat Boys". Das war ihre ursprüngliche Identität – eine Art Cabaret Voltaire als Doo-Wop-Boyband – und daraus entwickelten sich verschiedene Versionen von Depeche Mode. So entstanden neue Interpretationen ihres Images: die elektroakustische Stadion-Rockband, die eine Brücke zwischen Kraftwerk und U2 schlug; die Electro-Gothic-Kultgruppe, die zwischen The Cure und Nine Inch Nails ihre Nische fand; eine avantgardistische Disco-Vision, die sich auf einer dünnen Linie zwischen Techno-Trance und House bewegte; oder die Remix-Pioniere, die eine düstere, glamouröse Spur zwischen Rave und Melancholie zogen.

Ihre Songs erzählten Geschichten von Angst, Gewalt, Sex, Liebe, Hass, Verlangen, Kontrolle, Zwang, Besessenheit, Schmerz, Handeln und Gehorsam – wie es die besten Popsongs oft tun. Ihre Remixe spiegelten diese Themen wider, oft in einer härteren, kraftvolleren, pulsierenden Form, die der Band eine fast chamäleonartige Energie verlieh.

Es gab immer die Depeche Mode-Songs, und dann gab es die Remixe – wie Träume oder Schatten in einer anderen Dimension. Es existierte nie nur eine Version von Depeche Mode. Vielmehr gab es zahllose Variationen, die miteinander interagierten, sich gegenseitig ergänzten, neue Räume eröffneten. In jedem Remix, sei es einer, der den Originalsong radikal verändert, ihm eine neue Ebene hinzufügt, ihn zerlegt oder gar ganz neu träumt, kann man erkennen, was Depeche Mode ausmacht. Man hört, wo die Band war, wo sie steht und wohin sie geht.

Die Idee des Remixes – der Gedanke, starre Strukturen, festgelegte Rhythmen und groovende Muster aufzubrechen – zieht sich durch die gesamte Geschichte von Depeche Mode.

Wenn man die Entwicklung des Remixes nachvollziehen möchte, von den frühen, oft nur leicht veränderten Pop-Remixen bis hin zur Remix-Kultur des späten 20. Jahrhunderts, als Remixe oft gänzlich neue Musikstücke darstellten, dann bietet diese Sammlung einen hervorragenden Überblick. Hier kann man hören, wie Avantgarde zu Pop wird, zu Disco, zu House, zu Techno, zu etwas völlig Neuem.

In den verschiedenen Versionen, die Remixer von Depeche Mode erschaffen, erkennt man auch die Veränderungen in der Mode der Beats, den Rhythmusstilen und der Zeit. Die Remixer bieten ihre eigene Interpretation von Depeche Mode an – und die Zeit vergeht in dieser Sammlung auf unterschiedliche Weise: durch Beats pro Minute, durch die Dauer, die man einem Track widmet oder zu ihm tanzt, durch die Rhythmen, die uns von den 80er und 90er Jahren bis ins 21. Jahrhundert tragen. Der Remix hat dabei eine breite Palette an Stilen durchlaufen – von Funk und Elektronik über Pop und Disco bis hin zu House, Techno und Ambient.

Neben den Originalsongs von Depeche Mode gibt es zahlreiche Neuinterpretationen, die von den Remixern geschaffen wurden. In dieser Sammlung kann man hören, wie etwa Danny Tenaglia Depeche Mode in die Welt des Hedonismus eintauchen lässt oder Headcleaner den metallischen Klang der Band neu interpretiert. Jeder Remixer, der die Gruppe angreift oder verteidigt, bleibt ihrem Kern treu – sei es satirisch, experimentell oder sensationell. Sie alle glauben an die unerschütterliche Stärke von Depeche Mode.

In der Remix-Welt, die Depeche Mode mitgestaltet haben, ergibt sich die Möglichkeit, ihre Musik im Zusammenspiel mit Künstlern wie Underworld, Air, Portishead, Linkin Park, Cypress Hill, Timo Maas, Adrian Sherwood, DJ Shadow, Goldfrapp, Kruder & Dorfmeister und vielen anderen zu erleben.

Diese Sammlung zeigt Depeche Mode auch als Kuratoren, als Entdecker neuer Talente und als Musikkritiker. Die Auswahl, welche Künstler in ihre Klangwelt eintreten dürfen, war stets sorgfältig. Depeche Mode haben sich immer an den aktuellen Trends orientiert und neue Ideen aufgenommen, oft bevor es andere taten. Anders als manche ihrer Zeitgenossen haben sie sich nicht in den 80er Jahren verhaftet, sondern durch die kontinuierliche Neuinterpretation ihrer Musik immer wieder neu erfunden. Es ist bemerkenswert, dass es trotz der vielen Remixe immer noch eine klare Vorstellung davon gibt, was Depeche Mode ausmacht: eine facettenreiche Band, deren Musik voller Spannung, Hoffnung, Dunkelheit und Licht ist. Sie bleiben Depeche Mode, egal wie sehr sie durch Remixe verändert und umgeformt werden. Am Ende des Abenteuers sind sie immer noch ganz sie selbst.

Hier sind sie, in Fragmenten und doch vollständig. Nach all den Jahren der Umbrüche, der Trennungen und Versöhnungen, der Tragödien und Triumphe, stehen sie immer noch da – so frisch wie eh und je. Mit der Unterstützung durch Remixe und Remixer stehen Depeche Mode, wie einst in den Tagen der 12-Zoll-Single, am Rande der Zukunft und freuen sich auf das, was sie noch hören werden.
ENDE"

Besser könnte man es wahrlich nicht ausdrücken, was Depeche Mode in diesen 24 Jahren hier bewerkstelligt haben, und es gibt auch keinerlei Grund, hier zu widersprechen. 

Von Beginn an haben sie ihre eigenen Remixe gebaut, um zusätzliches kreatives Feld zu bestellen. Als sie ihren kommerziellen Höhepunkt hatten, haben sie begonnen, andere mit einzubeziehen.

Zusammengefasst, sprechen wir über eine der größten, musikalisch progressivsten und vielfältigsten Bands, die je auf diesem Planeten kommerziell Musik gemacht haben. Dabei haben sie ihre eigene Limitiertheit genutzt, um mit anderen Künstlern eine Bandbreite zu erzeugen, die ihresgleichen sucht, und dabei noch, diesen Künstlern größere Bekanntheit und Reputation zu verschaffen.

Bereitwillig haben wir dazu stets getanzt. Für nichts Geringeres lieben wir sie bis heute...

#haf_investigativ #haf_informativ #vielmeinungwenigahnung #senfdazu #nichtmehrganzKIfrei

dmfc.hopesandfears@gmail.com

Der Text der Linernotes von Paul Morley wurde mit Google Translator übersetzt und mit ChatGPT in eine lesbare Form gebracht, der Rest des Textes ist von STX

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